Montag, 3. Mai 2010

Postmoderne Hauskonzerte


Den genauen Rahmen dieses Konzertes hab ich nicht ganz verstanden. In einer WG sollte es stattfinden, bei mir ganz in der Nähe, die Sängerin sang sonst in einer Band, sollte heute Abend aber eigene Lieder zu eigenem Gitarrespiel zum besten geben, man konnte Freunde mitbringen. Ich wurde mitgebracht.

Zuerst war da der Hof. Eine schmale Bucht zwischen zwei Häusern, voll von Menschen: sitzend an einem langen Tisch oder in kleinen Grüppchen beisammen stehend, redend, die warme Luft genießend. Dominiert wurde der Hof von einer selbstgemachten Hollywoodschaukel: ein weiches Sofa an zwei festen Seilen auf einem Balkengerüst, kompetent selbstgebaut. Es gab eine Sandkiste, Tische mit Essen, einen Grill, Lichterketten und eine Diskokugel. Durch den Hof kamen wir in eine Art Schuppenkellerhalle, mit vielen Fahrrädern, einem Werkzeugbastelteil, einer Kletterwand. Und einem weiteren Raum, hell beleuchtet, in dessen Tür sich viele Menschen drängten. Warum wurde dann bald klar: Das Konzert hatte schon angefangen, drinnen saß, umringt von noch mehr Menschen, die Sängerin und gab bereits ihre Musik zum besten. Wir dängten uns dazu, schoben uns hindurch und saßen bald ihr zu Füßen, zwischen Sofas und Sesseln und andächtig Lauschenden.

Ich mochte ihre Musik. Sie war selbstgemacht und ungewöhnlich, die Texte klangen, als hätte sie sich richtig was dabei gedacht, sie waren voll von Poesie und Verstand; die Melodien klangen, als hätte sie Mut und eine genaue Vorstellung davon, was sie mit ihrer schönen Stimme so alles anstellen könnte, ohne sich von herkömmlichen Klangfolgen einengen zu lassen.

Ich mochte die Drucke an den Wänden - auch von irgendwem selbst gemacht -, den kleinen Getränke-Verkaufsstand der irgendwann mit einem Schild auf den "Kiosk gegenüber" verwies, weil alles ausverkauft war, die Lichterketten und bunt zusammengewürfelten Sessel, die glücklichen Menschen. Ich mochte diese WG, die so viel Platz hat, die sich öffnet für kleine Minikonzerte und fremde Menschen, für Gartenpartys. Ich mochte den jungen Mann in der Schlabberhose, der nach dem Konzert aufstand und ankündigte, dass alle herzlich eingeladen seien, in seiner WG am anderen Ende der Stadt würde demnächst eine amerikanische Band spielen, die auf der Durchreise sei und ein bisschen Geld für die Weiterfahrt verdienen wollte. Ich mochte dieses mein Viertel in dem man sich kennt und in den ersten warmen Nächten des Jahres auf einem schaukelnden Sofa unter einer Outdoor-Diskokugel sitzt und einem jungen Mädchen zuhört, dass ihre Lieder für uns singt.
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1 Kommentar:

FV hat gesagt…

schön