Samstag, 20. September 2008

Ein ganz normaler Abend im ST

Steffen hat mir "Der kleine Bruder", das neue Sven Regener Buch, aus dem Herr Lehmann Zyklus gegeben. Das les ich gerade. Gerade bin ich von diesem Stil, einfach zu erzählen, wie man sich die Nacht um die Ohren schlägt, etwas beeinflusst.

Vielleicht ist es so, dass der Abend gut wird, wenn man so gar keine Lust drauf hat.

Mit dem ST ist das ja immer so eine Sache. Die tollsten Partys kann man da feiern... oder es ist einfach nur doof. Doofe Abende im ST muss man einkalkulieren, wenn man auch mal gute Abende da haben möchte, für nix gibts nix.

Erst dachte ich ja, gestern wird ein doofer Abend.

Um mich zu ködern, weil ich gar keine Lust hatte, wegzugehen, haben Steffen und ich erstmal einen Film geguckt. Indiana Jones, der dritte, glaube ich. Heiliger Gral und so. Dabei haben wir mit Picollino Pizzas fast den Gasofen außer Gefecht gesetzt - der Schaden ist aber mittlerweile behoben und dem Ofen geht es gut. (Besorgte Nachmieter können aufatmen.)

Kater Biff hat Steffen mit einem Luftangriff von der Leiter einen großen Schrecken eingejagt und so wahrscheinlich um ein paar Jahre seines Lebens gebracht. Als Beobachterin dieser Szene kann ich aber versichern: das war es wert.

Nach langen Wortgefechten verlor ich selbige und so mussten wir zum ST aufbrechen, da half kein Widerwillen. Mein ständiges Meckern in den folgenden Stunden über Warteschlangen, unsympathisches Publikum, doofe Musik und betrunkene Menschen auch nicht, hat den Abend aber qualitativ aufgewertet.

Zuerst haben wir zwei Stunden mit Cola und Bier im Garten gesessen, die Menschen dabei beobachtet, wie sie nahezu ausnahmslos über einen Schirmständer gestolpert sind und betrunken waren. Da wir unsere Sachen nicht abgeben konnten, konnten wir auch nicht rein, mit Jacke auf der Tanzfläche ist ja doof. Lange Diskussionen, ob ich meine Jacke nicht in ein Netz legen wollte - nein, wollte ich nicht, die wird sonst geklaut.

Hm, na gut.

Das Blatt wendet sich, als Amelie samt Kumpel auftauchen. Sie versichert, dass die Gaderobe wieder Jacken annimmt, alles ist gut. Steffen wirft sein Zeug in ein Netz, ich stehe ein paar Minuten an und bin meine Jacke dann los, weiß sie in Sicherheit. Kurz darauf sitzen wir glücklich im Warmen an der Bar.

Toll ist, dass Steffi auftaucht - ich dachte sie ist in England, oder Schottland, oder Australien, bei ihr weiß man das nie. Gerade gestern hab ich ihr eine Mail geschrieben und fröhlich gegrüßt: Nach Edinburgh oder Guilford, oder wo sie sich rumtreibt. Und dann, auf einmal, steht sie im ST und lacht und winkt und es ist sehr toll.

Tanzen und Musik machen Spaß und sind okay, gegen drei wird es leerer und echt angenehm. Gegen vier wird es laut und rockig, alle hüpfen. Mit dabei sind Bierflaschen und Gläser, irgendwann wird es zu doll, aufeinmal fließt Blut, dann fliegen Fäuste. Für mich der Moment zu gehen, ist auch spät genug, ich will jetzt ins Bett. Steffen bleibt noch.

Als ich vor den Club trete sehe ich erst einen Menschenauflauf um irgendeine Schnapsleiche, dann, dass mein Fahrrad weg ist. Fast hätte ich gelacht. Die alte, verhasste Klapperkiste. Kein großer Verlust. Am Wochenende und am Montag hätte ich es nochmal brauchen können, danach sowieso nicht mehr. Mögen die elenden Diebe ihre Freude damit haben - vielleicht tut es mir ja den Gefallen und fällt vollendens auseinander, wenn einer von ihnen drauf sitzt und gerade im Stehen einen Berg hinunterrast.

Witzig der Moment am nächsten Morgen. Steffen schreibt mir im ICQ, dass seine Jacke geklaut wurde, ich erzähle von meinem Fahrrad. Mein Lachen klingt heiser.

Was für eine Nacht.

1 Kommentar:

Thea hat gesagt…

klingt eher nach Musik von den Wise Guys... was für eine Nacht ...