Dinner im Dunkeln ist voll teuer: Ein Menü kostet um die 50 Euro. Deswegen ist sehr toll, dass wir von der Arbeit aus eingeladen worden sind, den Abschluss eines Projekts mit einem "Dinner dans le noir" zu feiern.
Das Prinzip ist einfach und gibt es ja in vielen deutschen Städten auch: Licht aus, lecker Essen. Dabei sich ordentlich bekleckern, beim Versuch, die Gabel in den Mund zu führen daneben hauen und alles auf dem Gesicht verschmieren, raten was man gerade isst, das Glas umschmeißen.
Überraschenderweise ging es dann aber ganz gut. Man trifft den Mund mit der Gabel problemlos, ich hab fast nicht gekleckert und ich konnte mir sogar selbst zu trinken eingießen. Raten, was man gerade ißt, war weniger einfach, hat aber viel Spaß gemacht. Und es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man glaubt, Erdbeeren mit Sahne zu essen und dann von einem großen Stück Schokolade überrascht wird.
Erkenntnisse aus der Welt ohne Licht: Wenn man nichts sieht, scheint alles weniger real. Würde ich erblinden, würde ich wahrscheinlich in kürzester Zeit vergessen, dass andere Menschen (mich) sehr wohl noch sehen können und würde in der Öffentlichkeit ungeniert in der Nase bohren und sehr gelangweilt das Gesicht verziehen, wenn jemand mir auf die Nerven ginge. Auch jetzt beim Essen war ich froh, dass niemand mich sehen konnte. Die Manieren, die Körperhaltung, die Eleganz leiden ein bisschen, wenn keiner guckt. Und wenn man nicht sieht, was man tut.
Die Frage des Abends: Wenn man seinen Teller beim Essen nicht sehen kann - ißt man dann mehr oder weniger? Mehr, weil man nicht optisch demonstriert bekommt, wie viel man schon verputzt hat? Oder weniger, weil einen der Anblick nicht zum Weiteressen anregt und man gezwungen ist, mehr auf seine anderen Sinne zu achten - also auch eher mitbekommt wenn der Körper ein "satt" signalisiert?
Ein bisschen getrübt wurde das Erlebnis übrigens durch die Feierlaune einiger anderer Gäste. Tatsächlich war fast den ganzen Abend ein solch ausgelassener Lärm - Singen, Rufen, Kreischen - dass Gespräche häufig unmöglich waren. Lärm, den man nicht selber macht, ist immer doof. Wenn man aber in völliger Dunkelheit sitzt und auf seine anderen Sinne angewiesen ist, ist er nahezu unerträglich. Und weil man mit anderen schlechter kommunizieren kann - zum Beispiel durch genervte Blicke - dass gerade allen auf die Nerven geht, was passiert, ist ein "Zusammen sind wir stark!" Gefühl, eine "wir machen jetzt was dagegen" Situation viel schwerer zu erreichen.
Jetzt im Nachhinein gehört diese Erfahrung aber zu dem Erlebnis als solchem eben dazu. Und ein Erlebnis war es auf jeden Fall, so ein Essen dans le noir.
Das Prinzip ist einfach und gibt es ja in vielen deutschen Städten auch: Licht aus, lecker Essen. Dabei sich ordentlich bekleckern, beim Versuch, die Gabel in den Mund zu führen daneben hauen und alles auf dem Gesicht verschmieren, raten was man gerade isst, das Glas umschmeißen.
Überraschenderweise ging es dann aber ganz gut. Man trifft den Mund mit der Gabel problemlos, ich hab fast nicht gekleckert und ich konnte mir sogar selbst zu trinken eingießen. Raten, was man gerade ißt, war weniger einfach, hat aber viel Spaß gemacht. Und es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man glaubt, Erdbeeren mit Sahne zu essen und dann von einem großen Stück Schokolade überrascht wird.
Erkenntnisse aus der Welt ohne Licht: Wenn man nichts sieht, scheint alles weniger real. Würde ich erblinden, würde ich wahrscheinlich in kürzester Zeit vergessen, dass andere Menschen (mich) sehr wohl noch sehen können und würde in der Öffentlichkeit ungeniert in der Nase bohren und sehr gelangweilt das Gesicht verziehen, wenn jemand mir auf die Nerven ginge. Auch jetzt beim Essen war ich froh, dass niemand mich sehen konnte. Die Manieren, die Körperhaltung, die Eleganz leiden ein bisschen, wenn keiner guckt. Und wenn man nicht sieht, was man tut.
Die Frage des Abends: Wenn man seinen Teller beim Essen nicht sehen kann - ißt man dann mehr oder weniger? Mehr, weil man nicht optisch demonstriert bekommt, wie viel man schon verputzt hat? Oder weniger, weil einen der Anblick nicht zum Weiteressen anregt und man gezwungen ist, mehr auf seine anderen Sinne zu achten - also auch eher mitbekommt wenn der Körper ein "satt" signalisiert?
Ein bisschen getrübt wurde das Erlebnis übrigens durch die Feierlaune einiger anderer Gäste. Tatsächlich war fast den ganzen Abend ein solch ausgelassener Lärm - Singen, Rufen, Kreischen - dass Gespräche häufig unmöglich waren. Lärm, den man nicht selber macht, ist immer doof. Wenn man aber in völliger Dunkelheit sitzt und auf seine anderen Sinne angewiesen ist, ist er nahezu unerträglich. Und weil man mit anderen schlechter kommunizieren kann - zum Beispiel durch genervte Blicke - dass gerade allen auf die Nerven geht, was passiert, ist ein "Zusammen sind wir stark!" Gefühl, eine "wir machen jetzt was dagegen" Situation viel schwerer zu erreichen.
Jetzt im Nachhinein gehört diese Erfahrung aber zu dem Erlebnis als solchem eben dazu. Und ein Erlebnis war es auf jeden Fall, so ein Essen dans le noir.
5 Kommentare:
Hmm, echt guter Artikel! Was genau machst du eigentlich in Frankreich?
Ich mache ein Praktikum und eben mein "Auslandsjahr"
Ach nee! Die Branche wollte ich wissen. Weil ich auf den Journalisteischen Bereich getippt hätte, daher meine Frage.
Die ist nicht so einfach festzulegen. Kulturelle Assistenz vielleicht. Pressearbeit, Übersetzung, Evaluation. Journalismus ist es nicht, aber ein paar redaktionelle Aufgaben sind auch dabei.
Ah, so daneben wars ja auch nicht. Danke!
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