Wenn ich von meiner Arbeiststelle nach Hause gehe, komme ich am ARES, einer Art soziokulturellem Stadtteilzentrum vorbei, das eine Musikschule und auch einen eigenen Chor beinhaltet. Da mitsingen ging bisher nicht, vielleicht im nächsten Jahr. Um deswegen nachzufragen bin ich schon ein paar Mal drin gewesen, meistens gehe ich aber nur daran vorbei. So wie gestern.
Beim Vorbeigehen sind mir die drei Jungs schon aufgefallen. Im Nachhinein finde ich interessant, dass man ihnen auf den ersten, flüchtigen und unbeteiligten Blick schon an der Körpersprache angesehen haben muss, dass sie was ausheckten. Auch wenn ein paar Sekunden nicht ganz klar war, was genau, und ich dann ziemlich überrascht war, als sie davonliefen und sich das kleine leuchtende Etwas, das sie zurückließen, tatsächlich als Feuer entpuppte. In der Ecke eines Vorbaus des Zentrums, in der auch eine Tanne steht, haben sie zwischen Tanne und Gebäude einen Karton angezündet und sind davon gelaufen.
Wenn man gerade nach einem normalen Arbeitstag auf einer normalen Strasse nach Hause geht, braucht man einen Moment, um zu begreifen, dass man gerade – just auf selbiger normalen Strasse - Zeuge einer Brandlegung geworden ist und dass die kleinen Flammen an dem Karton gerade ein bisschen größer werden. Dass zwei Familien in unmittelbarer Nähe auf einem Parkplatz stehen und sich beim Tratschen nicht stören lassen, hilft nicht.
Ich bin dann aber doch recht fix zu mir gekommen, hab den wirren Gedanken, ob man da jetzt die Feuerwehr ruft, verworfen und bin ins Gemeindezentrum gedüst. Die Dame am Empfang guckt mich an, wie sie alle anguckt. Ja bitte, was möchten sie, geht es um Musik oder Töpfern, oder unserer Weihnachtstombola? Skurrile Situation. „Madame, da draußen haben ein paar Jungs etwas in Brand gesteckt, haben sie einen Feuerlöscher?“ Nein, ich weiß nicht, was Feuerlöscher auf Französisch heißt. Aber ich kann sagen, dass ein paar Jungs etwas in Brand gesteckt haben und wenn ich zu dem Feuerlöscherteil komme und sage „äääh, dieses rote Ding“, dann hören die Leute zum Glück sowieso nicht mehr zu, sondern nehmen die Sache selbst in die Hand.
In dem kleinen Vorbau, der nicht brennt, aber unmittelbar neben einem immer heftiger brennenden Karton steht, der seinerseits genauso unmittelbar neben einem Tannenbaum steht, findet gerade irgendein Kurs statt. Die Empfangsdame klopft im Vorbeigehen an die Fenster und bedeutet dem Lehrer, einem jungen, arabisch aussehenden Mann, hinauszukommen. Sein Aussehen lässt mich unwillkürlich überlegen, ob die Aktion etwas mit Ausländerfeindlichkeit zu tun hat. Allerdings könnte man – und dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man aus einer ostdeutschen Stadt kommt – hier wahllos herumterrorisieren und die Chance, dass man durch Zufall einen Ausländer trifft, ist recht hoch. Der Mann kommt raus, guckt, verschwindet um Wasser zu holen. Die Frau und ich bleiben stehen und versuchen, durch intensives Anstarren die Flammen daran zu hindern, größer zu werden oder womöglich noch auf irgendetwas überzugreifen. Wir machen unsere Sache gut. Alle, fällt mir auf, sind ziemlich ruhig.
„Passiert so was hier öfter?“, frage ich. „Nö“, sagt sie. „Also, manchmal passiert schon mal was, aber so was hatten wir noch nie. Dass sind nur ein paar Jungs, die einen Spaß, die etwas ausgefallenes machen wollen.“ (Ehrlich gesagt habe ich nicht genau verstanden, was die Jungs nur wollen. Aber es war eben so ein, „Das sind nur ein paar Jungs, die…“ Satz. Man entwickelt hochsensible Kontext und Betonungsfähigkeiten, um den ganzen Inhalt, der so an einem vorbei geht, irgendwie anders zu rekonstruieren.) Der Mann kommt zurück und schafft es, mit einer Schüssel voll Wasser und ein paar beherzten Fußtritten, den Flammen Herr zu werden. Die Frau versucht, eine Zeugenaussage aus mir herauszubekommen. Wer war das? Wie viele Jungs? Wohin sind sie gelaufen? So weit so gut. Als sie wissen will, wie groß sie waren und wie sie aussahen, muss ich passen. Keine Ahnung. Ich weiß, dass ich sie gesehen habe, ich habe sogar noch gesehen, dass einer von ihnen mich beim Weglaufen angesehen hat und gemerkt hat, wie ich stehen geblieben bin. Aber ich kann ihr Aussehen nicht annähernd beschreiben. Nicht mal, ob sie schwarz, mulattisch oder weiß waren, nichts.
Die beiden bedanken sich herzlich und verschwinden wieder im Haus. Mir fällt ein, dass ich noch hatte fragen wollen, wann der hauseigene Chor eigentlich sein Weihnachtskonzert gibt, aber jetzt ist sogar mir zu das zu bizarr und ich setze meinen stinknormalen Nachhauseweg mit ein paar Minuten Verzögerung fort. Flüchtig hoffe ich, dass mir die Jungs nicht ein paar Häuserecken weiter begegnen und nicht gut finden, dass ich ganz Straßburg vor den Flammen gerettet habe, aber das bleibt aus.
Beim Vorbeigehen sind mir die drei Jungs schon aufgefallen. Im Nachhinein finde ich interessant, dass man ihnen auf den ersten, flüchtigen und unbeteiligten Blick schon an der Körpersprache angesehen haben muss, dass sie was ausheckten. Auch wenn ein paar Sekunden nicht ganz klar war, was genau, und ich dann ziemlich überrascht war, als sie davonliefen und sich das kleine leuchtende Etwas, das sie zurückließen, tatsächlich als Feuer entpuppte. In der Ecke eines Vorbaus des Zentrums, in der auch eine Tanne steht, haben sie zwischen Tanne und Gebäude einen Karton angezündet und sind davon gelaufen.
Wenn man gerade nach einem normalen Arbeitstag auf einer normalen Strasse nach Hause geht, braucht man einen Moment, um zu begreifen, dass man gerade – just auf selbiger normalen Strasse - Zeuge einer Brandlegung geworden ist und dass die kleinen Flammen an dem Karton gerade ein bisschen größer werden. Dass zwei Familien in unmittelbarer Nähe auf einem Parkplatz stehen und sich beim Tratschen nicht stören lassen, hilft nicht.
Ich bin dann aber doch recht fix zu mir gekommen, hab den wirren Gedanken, ob man da jetzt die Feuerwehr ruft, verworfen und bin ins Gemeindezentrum gedüst. Die Dame am Empfang guckt mich an, wie sie alle anguckt. Ja bitte, was möchten sie, geht es um Musik oder Töpfern, oder unserer Weihnachtstombola? Skurrile Situation. „Madame, da draußen haben ein paar Jungs etwas in Brand gesteckt, haben sie einen Feuerlöscher?“ Nein, ich weiß nicht, was Feuerlöscher auf Französisch heißt. Aber ich kann sagen, dass ein paar Jungs etwas in Brand gesteckt haben und wenn ich zu dem Feuerlöscherteil komme und sage „äääh, dieses rote Ding“, dann hören die Leute zum Glück sowieso nicht mehr zu, sondern nehmen die Sache selbst in die Hand.
In dem kleinen Vorbau, der nicht brennt, aber unmittelbar neben einem immer heftiger brennenden Karton steht, der seinerseits genauso unmittelbar neben einem Tannenbaum steht, findet gerade irgendein Kurs statt. Die Empfangsdame klopft im Vorbeigehen an die Fenster und bedeutet dem Lehrer, einem jungen, arabisch aussehenden Mann, hinauszukommen. Sein Aussehen lässt mich unwillkürlich überlegen, ob die Aktion etwas mit Ausländerfeindlichkeit zu tun hat. Allerdings könnte man – und dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man aus einer ostdeutschen Stadt kommt – hier wahllos herumterrorisieren und die Chance, dass man durch Zufall einen Ausländer trifft, ist recht hoch. Der Mann kommt raus, guckt, verschwindet um Wasser zu holen. Die Frau und ich bleiben stehen und versuchen, durch intensives Anstarren die Flammen daran zu hindern, größer zu werden oder womöglich noch auf irgendetwas überzugreifen. Wir machen unsere Sache gut. Alle, fällt mir auf, sind ziemlich ruhig.
„Passiert so was hier öfter?“, frage ich. „Nö“, sagt sie. „Also, manchmal passiert schon mal was, aber so was hatten wir noch nie. Dass sind nur ein paar Jungs, die einen Spaß, die etwas ausgefallenes machen wollen.“ (Ehrlich gesagt habe ich nicht genau verstanden, was die Jungs nur wollen. Aber es war eben so ein, „Das sind nur ein paar Jungs, die…“ Satz. Man entwickelt hochsensible Kontext und Betonungsfähigkeiten, um den ganzen Inhalt, der so an einem vorbei geht, irgendwie anders zu rekonstruieren.) Der Mann kommt zurück und schafft es, mit einer Schüssel voll Wasser und ein paar beherzten Fußtritten, den Flammen Herr zu werden. Die Frau versucht, eine Zeugenaussage aus mir herauszubekommen. Wer war das? Wie viele Jungs? Wohin sind sie gelaufen? So weit so gut. Als sie wissen will, wie groß sie waren und wie sie aussahen, muss ich passen. Keine Ahnung. Ich weiß, dass ich sie gesehen habe, ich habe sogar noch gesehen, dass einer von ihnen mich beim Weglaufen angesehen hat und gemerkt hat, wie ich stehen geblieben bin. Aber ich kann ihr Aussehen nicht annähernd beschreiben. Nicht mal, ob sie schwarz, mulattisch oder weiß waren, nichts.
Die beiden bedanken sich herzlich und verschwinden wieder im Haus. Mir fällt ein, dass ich noch hatte fragen wollen, wann der hauseigene Chor eigentlich sein Weihnachtskonzert gibt, aber jetzt ist sogar mir zu das zu bizarr und ich setze meinen stinknormalen Nachhauseweg mit ein paar Minuten Verzögerung fort. Flüchtig hoffe ich, dass mir die Jungs nicht ein paar Häuserecken weiter begegnen und nicht gut finden, dass ich ganz Straßburg vor den Flammen gerettet habe, aber das bleibt aus.
4 Kommentare:
Das erinnert mich an einen Vorfall in Warin, in dem einige Jungs einfach nur mal eine Papiertonne abbrennen wollten und ausversehen ist dann der Supermarkt direkt daneben gleich mitabgebrannt, das waren aber betrunkene Jugendliche von der Freiwilligen Feuerwehr, war dann also auch nicht so schlimm (aber die hätten es ja nun wirklich wissen müssen..)
Du erlebst aber auch immer Sachen ^^
Hmm...ich überlege grade, was ich bisher so alles angezündet habe...aber es sind dabei immer nur Sachen abgebrannt, die auch abbrennen sollten. Hoffe ich.
Wie groß war denn die Kiste?
Naja, schon etwas größer... vielleicht für einen alten Computerbildschirm oder so.
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