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Montag, 22. Juni 2009

Vorpremiere: Zion and his Brother

Wir merkwürdig das ist: Die beiden jungen Männer, die gerade an mir vorbei gehen, habe ich eben fast zwei Stunden lang angestarrt. Auf einer Leinwand.

Kino. Ich kenne jemanden der jemanden kennt, der Freikarten gewonnen hat und nicht hingehen kann. Es ist die Vorpremiere des israelischen Films Zion and his Brother und mal wieder weiß ich vorher nicht so richtig, worum es geht, noch dass Regisseur und die beiden Hauptdarsteller anwesend sind.

Es geht um zwei Brüder. Einen großen und einen kleinen und um ihre Beziehung zueinander. Die wird schwierig, weil das Leben schwierig ist: Zu der Herausforderung, in einem Plattenbauviertel in Haifa erwachsen zu werden, kommen handfeste Konflikte. Geldprobleme, Familienprobleme, Liebe, Gewalt... und schließlich ein furchbares Wissen um einen schrecklichen Zwischenfall.

"I see it as a simple film, a film that can be understood anywhere.", sagt der Regisseur Eran Merav. Der Satz ist aus dem Pressematerial von der Homepage des Films, ich weiß nämlich nicht mehr genau, was er wirklich gesagt hat. Ich war so damit beschäftigt, amüsiert zu grinsen, weil er seine Hand so affektiert beim Reden bewegt.

Der Film war gut: Menschlich, interessant, schön. Spannend erzählt, mitunter mitreißend, mitunter nachdenklich. Trotzdem fällt mir erstmal gar nichts ein, was ich den Regisseur dazu fragen könnte, der nun auf einmal im Kinosaal vor uns steht. Wir applaudieren. Die beiden Hauptdarsteller, Reuven Badalov und Ofer Hayun, werden angekündigt und kommen von hinten durch den Saal. Wir applaudieren wieder und ich bin irgendwie überrascht, dass Menschen, die man in Filmen sieht, tatsächlich existieren. Dies ist meine erste Filmpremiere.

Da mir immer noch nicht einfällt, was ich fragen könnte, harre ich erstmal der Dinge, die da kommen. Die sind ganz witzig, schon der babylonischen Herausforderungen wegen. Die Jungs sprechen Hebräisch, der Regisseur englisch, das Publikum französisch. Ein Übersetzer (Hebräisch-Französisch) und ein Moderator sind anwesend, die versuchen der Sprachen Herr zu werden. Dies klappt, aber nur bedingt. An einer Ecke hapert es immer, das Publikum muss sich widerholt beschweren, weil es nichts versteht und mitunter helfend eingreifen.

Aber auch darüber hinaus gestaltet sich das Gespräch schwierig. Es scheint, als wären die anderen Straßburger von der Anwesenheit der Personen, die diesen Film erdacht und realisiert haben, nicht halb so beeindruckt wie ich - vielleicht weil sie so etwas häufiger geboten bekommen und allesamt deutlich älter sind als K. und ich. Nach einer kurzen Aufwärmphase sind die Fragen an Herrn Merav keine Fragen mehr, sondern Interpretationsvorschläge. Wie in einem Deutsch - pardon: Französisch! Leistungskurs melden sich die gestandenen älteren Damen und analysieren drauf los, immer länger werden die Redebeiträge. Ein grauhaariger Herr, der anfangs drauf hinweisen läßt, er sei übrigens Psychoanalytiker, will gar nicht mehr aufhören und holt richtig weit aus. K. und ich verkneifen uns respektloses Kichern und die hebräischen Herrschaften samt Übersetzern vorne sehen etwas hilflos aus, was mir leid tut.

Mir gefallen diese Straßburger Kinoabende, die mit dem Abspann nicht vorbei sind. Hoffentlich ist bald wieder einer.

Mittwoch, 6. Mai 2009

longue vie, paix et prosperité: Star Trek

Ich bin ein bisschen enttäuscht. Mein erster Star Trek Film ever und dann noch in der Vorpremiere in einem riesigen Komplexkino... und niemand ist verkleidet. Keiner hat spitze Ohren, künstliche Alienpocken oder Tatoos im Gesicht oder einfarbige Uniformen an. Liegt vielleicht dadran, dass das restliche Publikum auch nie Star Trek guckt, so wie wir, und - ebenfalls wie wir - aus anderen Gründen in diese besondere Vorstellung gekommen ist: Im Rahmen des derzeitigen Jahres der Astronomie bietet das UGC Kino eine Reihe von Science Fiction Filmen an, bei denen es hinterher Gesprächsrunden mit anwesenden Wissenschaftlern gibt. Natürlich aus Fachrichtungen, die für den Film interessant sind.

Vor wenigen Wochen habe ich in diesem Format schon "Contact" gesehen, gestern dann "Star Trek".

Mich fasziniert, wie präsent die Geschichte in unserer Kultur ist, in Parodien und Anspielungen. Wie viel ich schon kannte, obwohl ich vorher noch nie Film oder Serie gesehen hatte. Die Charakter, ihre Geschichte ("Ach ja, Spok ist ja Halbvulkanier"), die Crew, das Schiff, die Running Gags...

Wie gut Mainstream doch sein kann. Ich mag Indiefilme in kleinen Programmkinos, ungewöhnliches und bisweilen unverständliches. Trotzdem hat mich gestern diese gewaltige Massenproduktion begeistert, der sorgfältig inszenierte Epos. Dick aufgetragen mit gutbewährten Stilmitteln, die nicht schiefgehen können und jedes Mal funktionieren. Nichts gestern Abend war neu, aber vielleicht ist das der Grund, warum man sich so schön zurück lehnen und genießen kann. Früher, am Lagerfeuer wurden schließlich auch immer wieder die gleichen Heldengeschichten erzählt.

Und dann die Musik. Orchester, Chor, Drama. Hach, gut. (Da ich den Soundtrack von Star Trek nicht hab, hör ich grade den von Star Wars. Ich glaube, der Unterschied ist auch nicht so groß.)

Der Film war auf Französisch, ein paar ausgeklügelte Feinheiten der Handlung (und genau drei Kinosaallacher. Ich hab dann einfach an anderen Stellen gelacht. Alleine.) sind also an mir vorbeigegangen. Als Ersatz gab es die Kenntnis, wie wenig man eigentlich verstehen muss: Es reicht schon, die Gesichtsausdrücke zu deuten und Schlagworte aufzuschnappen. Aber vielleicht klappt das auch nur bei so offensichtlichen Filmen. Außerdem: Französisch ist eine furchtbar ungeeignete Sprache für babarische Bösewichte. Dafür passt sie gut zu dem rationalen, fremdwörteraffinen Spock.

Ein Albtraum: Das im Film transportierte Frauenbild. Ausgleich: Viele hübsche Jungs.

Prinzipiell begeistert mich die Vorstellung, nach einem Film ein ausgewähltes Team an Wissenschaftlern bereitgestellt zu bekommen, mit denen man diskutieren kann, was man gerade gesehen hat. Oder überhaupt ein Forum zu bieten, für kollektive Diskussionen hinterher. Ich finde, die kommen oft zu kurz.

Dienstag, 18. November 2008

Across the Universe


Ich bin so froh, wenn mich jemand fragt, ob wir zusammen was machen wollen, dass ich sofort zusage, fast egal, was es ist. So heute geschehen, als ich mit Antje und zwei ihrer Freunde ins Odysée Kino zu „Across the Universe“ gegangen bin. Ich wusste mal wieder nicht viel über den Film, nur dass es irgendwie um die Beatles geht und dass man sich das ja mal angucken kann – vor allem, wenn man eh nichts anderes vor hat.


Deshalb war ich ziemlich überrascht, dass der Film eine Handlung hat und der Name „The Beatles“ nicht einmal fällt. Es ist ein Filmmusical mit einer Story und Charakteren, die Lieder von den Beatles singen – vom Prinzip her also so wie mit ABBA und „Mamma Mia!“ – nur besser.


Das Odysée ist eines der alternativeren Kinos der Stadt. Es gibt keine Snackbar, nicht mal Popcorn und die Sitze sind nicht durchnummeriert. Man braucht nicht lange vor Anfang des Films dazusein, weil man erst kurz vorher in den Saal gelassen wird, sollte aber auch nicht zu spät kommen, da weder Werbung noch Trailer gezeigt werden. Bis alle ihren Platz haben hat es ein bisschen gedauert, ein paar Leute kamen trotzdem zu spät, dann mussten ein paar aufs Klo. Ich weiß nicht, ob das französische Publikum wirklich etwas unruhiger ist, mir kam es anfangs so vor. Einer von Antjes Bekannten, ein Franzose, meinte nach dem Film, dass er die Leute ungewöhnlich ruhig fand, gerade für einen teilweise so lustigen Film und mit so eingängiger Musik. Wir stellten hinterher fest, dass wir mitunter alle etwas Mühe hatten, unbewegt auf unseren Plätzen sitzen zu bleiben. Außerdem hatte ich fast die Hälfte der Zeit Gänsehaut.


Der Film war Original mit Untertiteln – also englisch mit französischem Text. Vielleicht könnt Ihr Euch vorstellen, was das in meinem Kopf angerichtet hat. Dass man Untertitel mitlesen muss, selbst wenn man nicht will, ist ja nicht neu. Das trifft auch zu, wenn man den gesprochenen Text eigentlich besser versteht, als den geschriebenen. Mitunter war ich über die Unterstützung aber doch ganz dankbar – einer der Protagonisten kam aus Liverpool und war nicht ganz leicht zu verstehen.


„Across the Universe“ erzählt eine Geschichte von jungen Menschen verschiedener Länder, die in der Zeit der Studentenbewegung und der Proteste gegen den Vietnamkrieg in New York zusammenkommen. Der Film fängt in einer ziemlich kitschigen High School Atmosphäre an, konzentriert sich dann aber eher auf die Kriegs- und Hippiethematik.


Neben diversen männlichen Hauptdarstellern, dem tollen Artwork und natürlich dem Soundtrack haben mir vor allem die phantasievoll choreographierten Tanzszenen gefallen, die die jeweiligen Thematiken wirklich kreativ dargestellt haben.


Bleibt zu sagen, dass ich den Film wirklich empfehlen kann. Gute Musik, bisschen was zum Lachen, Lebensfreude, Geschichtsunterricht. Man bekommt ein bisschen Lust, seine Jugend etwas mehr zu verschwenden. Ein paar Szenen hätten gerne ein bisschen weniger kitschig, ein bisschen weniger musicalesk sein dürfen, die werden aber verziehen und wirklich aufgewogen, durch alles, was toll ist.


Freitag, 14. November 2008

Gomorrha

"Eine filmische Kriegserklärung an das organisierte Verbrechen!" steht auf der offiziellen Webseite des Films "Gomorrha". Eine Bekannte erzählt, dass der Film auf der Frankfurter Buchmesse (!) einen Preis erhalten haben soll, weil er das Buch so gut umsetzt. Und weil das Buch so wichtig ist.

Es geht um die Mafia in irgendwo bei Neapel, es ist alles nahe an der Realität, vom Autoren soweit ich weiß höchstselbst miterlebt und beobachtet oder so. Auf jeden Fall möchte man lieber nicht so gern in seiner Haut stecken.

Wir sind zu dritt, Mitpraktikant Kai, seine Mitbewohnerin und ich. Das Kino ist das Kino in Kehl, auf der deutschen Seite des Rheins, man fährt mit dem Bus und man muss einmal umsteigen, dann ist man da. Ja, wir sind heute Abend Weichpities, wir gucken den Film auf deutsch. Wir erwarten Brutalität und Gewalt, die schlimm ist, weil nicht Fiktion, wir erwarten verstörende Bilder und die in den Medien versprochene rücksichtslose Aufklärung.

Naja. Ist schon okay, das gab es auch. Viel Blut, viele Erschießungsaktionen, Jungs mit Goldkettchen und Machos, die ihre Würde mit Pistolenkugeln verteidigen mussten, unschuldige Jungs, Kinder, die über ihre Abenteuerlust in die Maschinerie hineingezogen werden, Prostituierte, italienische Elendslums, Drogen und zur Abwechslung wieder den ein oder anderen Mord. Ein typischer Mafiafilm, eben. Ein bisschen dokumentarischer, als die, die man so kennt, aber eigentlich nichts neues.

Schade, finde ich. Schade, dass man aus dem Film rausgeht und gelernt hat, dass es in Italien, aber wohl auch überall sonst eine ganze Menge organisiertes Verbrechen gibt, dass es Menschen umbringt und dass es die Umwelt mit giftigem Müll verschmutzt. Was man eigentlich schon vorher wußte. Schade, dass man nicht wirklich Hilfe bekommen hat, zu verstehen, warum die Männer sich denn nun den Clans anschließen, wo doch ziemlich offensichtlich ist, dass man da keine sehr hohe Lebensdauer hat.

Interessant fand ich für mich Vergleich zwischen der Darstellung der Mafia in dem Batmanfilm "The Dark Knight" und nun hier in dem realitätsnahen "Gomorrha". Die Bosse, die Schläger, die Hierarchie, die Chinesen... es entsteht der Eindruck, dass die Klischés gar keine sind.

Und dann war der Film vorbei und weil kein Bus mehr fuhr, mussten wir zu Fuß nach Hause laufen. Und stellten fest, dass auf der Brücke vor meinem Haus Prostituierte stehen. Verdammte Realität, nächste Woche gucken wir "Wall-E"!