Donnerstag, 28. Mai 2009

Ba-Dam!

Der komischste Moment war, nachts um vier (!) aufzubrechen und durch die Stadt, die so vertraut ist und langsam aufwacht, zum Bahnhof zu gehen, um 12 Stunden lang zurück in ein anderes Land und ein anderes Leben zu fahren. Der Himmel wird langsam lila, ich gehe an meiner Uni vorbei und es scheint unglaublich absurd, jetzt wegzufahren anstatt sich einfach das nächste Bett zu suchen und dazubleiben, wo man doch offensichtlich hingehört.

Und wenn dann tief durchatmet und sich wieder fängt, wenn man sich dann soweit hat, sich zusammenzureißen und mit diesem ganzen Kopfgeschwubbel aufzuhören, seine Abenteuerlust wiederzufinden und diesen penetranten, gedanklichen Heimat-Kitsch mal abzustellen... dann stellen einem Schicksal und Werbeindustrie so etwas in den Weg.



Na danke. Da musste ich dann lachen.
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Sommerchorfahrt nach Burg Stargard


Die Gründe, warum ich auch dieses Mal nicht mit in die Heimat zur Chorfahrt kommen konnte, waren zahlreich und überzeugend: Es ist viel zu weit und viel zu teuer für ein kurzes Wochenende, hinterher bin ich noch trauriger, nicht mehr dabei zu sein, mit Olli könnte ich nicht wieder zurück fahren, da der gleich zwei Wochen oben bleibt, außerdem muss ich an diesem Wochenende arbeiten. Meine Freunde waren nicht begeistert, mussten das aber einsehen.

Dann auf einmal doch am Bahnhof zu stehen und ihre überraschten Gesichter zu sehen, war alle Reisestrapazen mehr als wert. Vorher musste ich mich noch einen Tag ruhig verhalten: Barfuss durch den elterlichen Garten laufen und die Katze streicheln (die sich kein bisschen über mich gefreut hat!), mit Schulfreunden und den Eltern grillen, Filme sehen und bis tief in die Nacht hinein reden. Dann aber endlich: Chorfahrt!

"Packet für Meyer" hab ich Steffen dreist in die Gegensprechanlage gelogen, und zur Belohnung gleich nen Mitnehmkaffee bekommen. Den hab ich am Bahnhof sicherheitshalber aus der Hand gegeben, damit nichts verschüttet wird, bei dem ganzen In-die-Arme fallen und glückseligen Rumhüpfen. Und dann? Die Autofahrt ist mir in Erinnerung geblieben, das Zettelspiel, die Essen, die viele viele Musik.

Ich hätte schon viel früher anfangen sollen, Chorfahrtsberichte zu schreiben. Dann hätte ich schon viel früher feststellen können, dass es einen roten Faden gibt: Es ist immer sehr schön und immer gibt es einige Konstanten: Die Proben, die Essen, die Spiele am Abend und dann die Musik. Die Nachmittagsstunden, das Lachen, die Freundschaft, das Gefühl. Wenn ich das alles schonmal so festgehalten hätte, könnte ich mich jetzt viel mehr darauf konzentrieren, wie eine Chorfahrt so ist, wenn man weg war. Wenn man eigentlich noch weg ist und es auch bleibt.

Dann könnte ich erzählen, wie ich ein bisschen aufpassen musste. Aufpassen, mich nicht zu sehr darauf zu konzentrieren, jeden Moment zu genießen, sondern einfach mal zu entspannen. Und wie es dann die meiste Zeit so ist, als wäre ich nie weg gewesen, weder vorher noch hinterher. Und wie ich dann, abends, wenn alle um das Klavier herum tanzen und singen, auf einmal einfach mittendrin bin und ganz still und es ist wie ein Film. Ist ja oft wie ein Film, das Leben, wenn der Soundtrack in der Situation gleich mit dazu passiert. Und dann bin ich furchtbar gerührt, wie schön es doch ist, was wir da haben, und wie besonders und wie wertvoll. Bestimmt haben überall auf der Welt immer wieder Menschen dieses Gefühl, die zusammen Musik machen, und trotzdem macht es uns, unsere Gemeinschaft, einzigartig.

Wenn es dann so kitschig wird, dass man es nicht mehr aushalten kann, wird man zum Glück von hinten angesprungen, umarmt, mit Bier bekleckert oder zum Tanzen aufgefordert und viel zu schnell ist dann alles wieder vorbei und man sitzt erschlagen in irgendwelchen Morgenstunden in einem Zug und Hügel rauschen am Fenster vorbei. Für das Love-Like-A-River Gefühl, das mich das Wochenende lang begleitet hat, bin ich jetzt wohl zu müde, für zerreißende Abschiedsschmerzen scheinbar auch. Was erstmal bleibt, ist ein bisschen Restleuchten und das gute Gefühl, in Wirklichkeit gar nichts verloren zu haben, sondern nur ein bisschen anders dosieren zu müssen, ein paar Ohrwürmer, und das weniger gute Gefühl, mit diesem Blogeintrag die Grenzen des guten Geschmacks und der Kitschtoleranz arg überschritten zu haben.
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Samstag, 16. Mai 2009

Es gibt Eis, Baby!



Es ist schon ein Kreuz mit der Ausbeutung von uns armen Praktikanten: Jede Drecksarbeit fällt uns zu! Letzten Donnerstag war das die dégustation des glaces, die Eisverkostung. Cafeteria und Automaten sollen neu bestückt werden und so wurden ein Dutzend Mitarbeiter zum Testessen geladen. Natürlich streng wissenschaftlich: Wir hatten Testbögen, die wir ausfüllen musten, waren angehalten Noten zu verteilen, Favoriten zu bestimmen und unsere Wahl stichhaltig zu begründen. Verpackung, Aussehen, Konsistenz, Geschmack? Eine hochkonzentrierte, bierernste Angelegenheit also. Trotzdem hatte die Verantwortliche für das Projekt ihre Mühe, sich anfangs Gehör zu verschaffen und die fröhlichen Tester zu ermahnen, das auch ernst zu nehmen und sorgfältig zu entscheiden. "Schließlich müssen auch wir das Eis dann essen, nicht nur die Besucher."

Gewonnene Erkenntnisse:
  • Schokimilcheis mit Minzwassereis zu vergleichen ist schwer.
  • Cornetto ist nicht mehr ganz so toll, wenn man es mit einem anderen Waffeleis vergleichen kann.
  • Das Gras auf der anderen Seite und so: Alle anderen Gruppen hatten viel leckerere Sorten!
  • Faszinierend, wie alle vierzehn Eissorten verdrücken und verkosten können (in kleinen Stückchen, zugegeben) und sich dann auch noch wie die Hyänen auf die üppigen Reste stürzen.
  • Eis rausschmuggeln für weniger glückliche Mitarbeiter, die ihre Posten nicht verlassen durften, erhält die Freundschaft.
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Mittwoch, 6. Mai 2009

longue vie, paix et prosperité: Star Trek

Ich bin ein bisschen enttäuscht. Mein erster Star Trek Film ever und dann noch in der Vorpremiere in einem riesigen Komplexkino... und niemand ist verkleidet. Keiner hat spitze Ohren, künstliche Alienpocken oder Tatoos im Gesicht oder einfarbige Uniformen an. Liegt vielleicht dadran, dass das restliche Publikum auch nie Star Trek guckt, so wie wir, und - ebenfalls wie wir - aus anderen Gründen in diese besondere Vorstellung gekommen ist: Im Rahmen des derzeitigen Jahres der Astronomie bietet das UGC Kino eine Reihe von Science Fiction Filmen an, bei denen es hinterher Gesprächsrunden mit anwesenden Wissenschaftlern gibt. Natürlich aus Fachrichtungen, die für den Film interessant sind.

Vor wenigen Wochen habe ich in diesem Format schon "Contact" gesehen, gestern dann "Star Trek".

Mich fasziniert, wie präsent die Geschichte in unserer Kultur ist, in Parodien und Anspielungen. Wie viel ich schon kannte, obwohl ich vorher noch nie Film oder Serie gesehen hatte. Die Charakter, ihre Geschichte ("Ach ja, Spok ist ja Halbvulkanier"), die Crew, das Schiff, die Running Gags...

Wie gut Mainstream doch sein kann. Ich mag Indiefilme in kleinen Programmkinos, ungewöhnliches und bisweilen unverständliches. Trotzdem hat mich gestern diese gewaltige Massenproduktion begeistert, der sorgfältig inszenierte Epos. Dick aufgetragen mit gutbewährten Stilmitteln, die nicht schiefgehen können und jedes Mal funktionieren. Nichts gestern Abend war neu, aber vielleicht ist das der Grund, warum man sich so schön zurück lehnen und genießen kann. Früher, am Lagerfeuer wurden schließlich auch immer wieder die gleichen Heldengeschichten erzählt.

Und dann die Musik. Orchester, Chor, Drama. Hach, gut. (Da ich den Soundtrack von Star Trek nicht hab, hör ich grade den von Star Wars. Ich glaube, der Unterschied ist auch nicht so groß.)

Der Film war auf Französisch, ein paar ausgeklügelte Feinheiten der Handlung (und genau drei Kinosaallacher. Ich hab dann einfach an anderen Stellen gelacht. Alleine.) sind also an mir vorbeigegangen. Als Ersatz gab es die Kenntnis, wie wenig man eigentlich verstehen muss: Es reicht schon, die Gesichtsausdrücke zu deuten und Schlagworte aufzuschnappen. Aber vielleicht klappt das auch nur bei so offensichtlichen Filmen. Außerdem: Französisch ist eine furchtbar ungeeignete Sprache für babarische Bösewichte. Dafür passt sie gut zu dem rationalen, fremdwörteraffinen Spock.

Ein Albtraum: Das im Film transportierte Frauenbild. Ausgleich: Viele hübsche Jungs.

Prinzipiell begeistert mich die Vorstellung, nach einem Film ein ausgewähltes Team an Wissenschaftlern bereitgestellt zu bekommen, mit denen man diskutieren kann, was man gerade gesehen hat. Oder überhaupt ein Forum zu bieten, für kollektive Diskussionen hinterher. Ich finde, die kommen oft zu kurz.

Montag, 4. Mai 2009

Biiiicycle!


Endlich ein Fahrrad. Ich habe es auf einer Bourse Vélo, einer Fahrradbörse gekauft.

Fahrradkauf ist in Straßburg eine wichtige Sache und mit viel Warten verbunden. Zuerst, am Vormittag, müssen die Leute warten, die ihr Fahrrad verkaufen wollen. Alle ihre Räder wurden getestet und in Formulare wurde eingetragen, ob Bremsen, Gangschaltung und Licht funktionieren und wie gut der Gesamtzustand des Rades ist. Nachmittags mussten wir warten, die Leute die ein Rad kaufen wollen. Das waren eine ganze Menge und Piotr und ich hatten Glück, dass wir so früh da waren. (Weil wir ja nicht wußten, dass man vormittags noch nichts kaufen kann.)

Irgendwann wurden die Tore zu der Halle geöffnet. Dass wir dachten, mit dem Warten sind wir jetzt fertig, war töricht. Die Menschen wurden nur in Schüben reingelassen. Das hatte den Vorteil, dass sich nicht alle auf die begehrten Räder stürzten und den Nachteil, dass die Menschen hinten in der Schlange standen, kaum mehr eine nennenswerte Chance hatten. Wir standen vorne.

Fahrrad aussuchen, testen, kurz überlegen, entscheiden und kaufen ging relativ schnell. Ich glaub, ich hab schon länger in Supermärkten gebraucht, bei der Überlegung, was ich essen will. Dann aber hieß es nochmal warten: für die Registrierung. Die war im Kaufpreis gleich inbegriffen und ich habe jetzt nicht nur ein neues Rad, sondern auch eine Nummer dazu. Piotr hat ein Rennrad erstanden, das in so gutem Zustand und so günstig war, dass wir davon ausgehen, es wurde verflucht. Eine andere Erklärung ist uns nicht eingefallen. Zunächst aber sind wir beide sehr glücklich.

Was noch fehlt sind ein passender Name für meine Kleine (Ja, es ist eine Sie) und ein Schloss. Damit sie bald auch draußen schlafen kann und nicht mehr in meinem Zimmer, so wie jetzt noch.
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Sonntag, 3. Mai 2009

Babyminischafe






Hach, ich mag meinen Arbeitsplatz.
Und ja, ich habe Frühlingsgefühle. ♥

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Entenhausen

Diese Stadt ist voll von Enten. Sie sind überall. Da, wo sie hingehören natürlich: In dem kleinen Weiher im Park, auf den Kanälen. Aber auch auf dem Rasen vor meinem Balkon, auf Dächern, in Büschen, Grünanlagen, Vorgärten... Es gibt auch sonst viele Vögel: Tauben, klar, Schwäne, Teichhühner und den Storch, das Symboltier vom Elsass sieht man auch mitunter. Die Enten aber sind einfach überall, quaken leise vor sich hin und gucken mir aufmerksam und - wie ich langsam finde - ein bisschen lauernd hinterher, wenn ich vorrübergehe. Ich glaub, die haben irgendwas vor.
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Freitag, 1. Mai 2009

Eine Woche mit Kati




Schnell nachtragen, was schon lange überfällig ist: Kati hat den drei Wochen dauernden Besuchsmarathon bei mir abgeschlossen und es wird Zeit, das schnell noch zu erzählen. Wie sich das gehört haben wir die Stadt nicht nur ausführlich besichtigt, sondern auch noch versucht sie leerzukaufen - mit einigem Erfolgen. Außerdem gab es viel leckeres Essen (auch wenn es mitunter knifflig wurde, in diesem exotischen Land auch etwas zu finden, was man tatsächlich essen kann, wa? ;), viele viele Folgen Gilmore Girls geguckt, die Sonne genossen, Mädchen- und Frauengespräche geführt, spazieren gegangen, uuuuuuuuund...

Babyenten gesehen!

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