Freitag, 31. Oktober 2008
Die Stifte gespitzt!
Also, liebe Welt, die Briefblockade ist offiziell aufgehoben. Denkt bitte dran, auch raufzuschreiben, in welches Land die Post soll und dass man auf Briefe und Karten ins Ausland ein kleines bisschen mehr Porto kleben sollte - dann kommt ab jetzt bestimmt alles bei mir an.
Ich freu mich!
Montag, 27. Oktober 2008
Les Bains Municipeaux
Für Studenten kostet es nur 1,60 Euro und man kann bleiben, bis die Halle zumacht. Kaum hat man bezahlt und ist an der Kasse vorbei gegangen, steht man auch schon – in der Regel noch voll straßenbekleidet – in dem Raum mit dem großes Hauptbecken, nur von einer halbhohen Mauer von den anderen getrennt. Es ist laut.
Frankreich hat die bessere Familienpolitik und deshalb mehr Kinder – das hab ich schon in der Schule gelernt. Nach zwei Wochen Straßburg bin ich davon überzeugt, dass das stimmt. Sie bevölkern die Spielplätze, sie flitzen durch die Regale der Mediathek, sie toben noch Abends um zehn im McDonalds und jetzt sind sie in der Schwimmhalle. Alle. Es gibt ein großes Becken und auf den ersten Blick muss man suchen, ob denn nur Kinder da sind, die toben und planschen, oder ob auch ein paar Erwachsene ihre Bahnen ziehen und ob das überhaupt geht. Aber eigentlich interessiert mich das noch gar nicht, ich bin noch in Straßenkleidung und etwas ratlos. Wohin nun?
Die Antwort: an den Seiten des Beckens und ein Stockwerk höher in einer Galerie, sind altmodische, hölzerne Umkleidekabinen. Nach Männern und Frauen wird nicht getrennt. Deshalb wird nachher auch in Badesachen geduscht. Man zieht sich in einer Holzbox um und schließt dann gleich seine Sachen darin ein. Es gibt allerdings auch Schließfächer und etwas, was „Schnellumkleide“ heißt. Die Schließfächer haben vierstellige Zahlenschlösser, man muss sich einen Code überlegen und den merken. Ich wette, alle nehmen entweder ihre HandyPIN oder 1234.
Wenn man die recht schmucklose Rostocker Neptun Schwimmhalle gewohnt ist, ist es schön in den Bains Municipeaux. Es gibt Statuen und eine große Kuppel in der Eingangshalle, die Schwimmbeckenhalle hat eine verzierte Decke mit vielen Gewölben und, die Fenster sind bemalt, es gibt Wappen, Putten und einen großen Kopf, aus dem wohl manchmal Wasser ins Becken sprudelt. Alles ist etwas älter und nostalgisch, die Kabinen bestehen aus Holz, von dem die Farbe abblättert, der Wasserhahn auf der Toilette kommt mir beim Aufdrehen ein bisschen entgegen. Nicht jedermanns Sache, sicherlich, ich aber freue mich über das Gewölbe und die Statuen. Und über die spielenden Kinder im Becken. Die sind zwar laut, man muss um sie rumschwimmen und sie machen Arschbombe und spritzen mich dabei nass – aber man kann ihnen beim Spielen zusehen und es ist nicht so langweilig.
Ich komm bestimmt öfter und beim nächsten Mal find ich raus, was sich hinter den römischen Bädern verbirgt. Die gibt es hier nämlich auch, heute waren sie aber für die Herren reserviert.
WG-Geschichte
Wir vier sind alle recht neu hier in der Wohnung, die vorhergegangenen Mitbewohner hat keiner von uns kennengelernt. Aber sie sind recht präsent – an meiner Tür hingen bei meinem Einzug ein Foto, eine Notiz (die den Bewohner darüber informierte, dass seine Freunde heute Abend ausgingen und dass am Kühlschrank eine weitere Notiz mit einer wichtigen Telefonnummer hängen würde) und – der ist noch da – ein kleiner Sticker, der sagt „Je t’aime“. Aber auch sonst finden sich immer wieder Relikte. Den Teddy aus dem Flurschrank kennt Ihr ja schon. Heute ist – unter einem Stapel von Werbung – eine CD auf dem Küchentisch aufgetaucht, die keinem gehört. Ein gebranntes Album von „Fettes Brot“. Naja, jetzt ist es meins, die anderen können damit ja nichts anfangen.
Die Größe ist nämlich doch wichtig
… bei Automaten nämlich. Dass Zígarettenautomaten hoch hängen, damit Kinder nicht dran kommen können, weiß jeder. Wenn man hingegen Kaugummi oder Spielzeug ziehen will, muss man sich bücken. Und in Straßburg, das ist mir gestern aufgefallen, auch für Kondome. Kondomautomaten hängen hier auf der Straße; Ich hab einen vor meiner Haustür (da ist nämlich eine Drive In Apotheke. Ja, ganz recht. Ich hab noch nie jemanden den Drive In benutzen sehen, aber aus unserer Küche kann man die aufgedonnerten jungen Damen beobachten, die am Samstag Abend Gummis ziehen wollen.) und beim nahegelegenen McDonald’s (aka. Mein Internetzugang) ist auch einer. Und zwar, wie mir gerade beim Vorbeilaufen aufgefallen ist, extrem niedrig. In Höhe meiner Schultern endet er schon, die kleine Ausgabelucke hängt etwas unter meinen Knien.
Französische Reaktionen darauf, dass die Jugend immer früher schon aktiv wird?
Dialog im Dunkeln
Es geht darum, die Welt der Blinden zu erfahren. Dazu wird man auf einen Parcours in die völlige Dunkelheit geschickt – man bekommt einen Stock in die Hand gedrückt und es gibt einen Guide – einen der Blinden oder Sehbehinderten, die zu diesem Zweck für die Monate der Ausstellung im Vaisseau arbeiten. Den braucht man auch, in der Dunkelheit. Als sich meiner samt der restlichen Gruppe einmal ein kleines Stück von mir entfernt hat, wurde mir wirklich mulmig in der völligen Licht- und Orientierungslosigkeit. Es wird also gestolpert, gefühlt, getastet, gerochen und immer wieder mit aufgerissenen Augen ins Dunkle gestarrt. Ich hätte gerne mal gesehen, wie die so aussehen, Augen im Dunkeln. Hat man dann riesengroße Pupillen? Oder resigniert der Körper?*
Auch sonst wäre ne Infrarotkamera sicherlich ne gute Idee, ich bin sicher, wir Torkler sahen ziemlich witzig aus, so ungeschickt und hilflos. Fast noch mehr als der Parcours selbst, ist es aber die Anwesenheit der blinden Guides auf Arbeit, die mich über den Alltag eines Blinden nachdenken lässt. Sie haben besondere Programme, die ihnen das Internet und alles, was sie selbst tippen vorlesen (manchmal zum Leidwesen ihrer Büronachbarn. ), sie bringen ihre wunderschönen Blindenhunde mit in den Pausenraum, wo diese dann hemmungslos jeden nach Nahrung anbetteln, sie kommen erstaunlich gut klar und irgendwie sind sie immer gut gelaunt.
Bei uns heißt die Ausstellung übrigens „Dialog im Dunkeln/ Dialogue Dans Le Noir“ (wir sind voll zweisprachig) und ist bis zum März zu sehen. (Ich meine mich zu erinnern, dass mich eh tausend Leute besuchen wollten?) Aber es gibt sie auch in vielen anderen Städten in Deutschland. Sollte Euch eine solche Möglichkeit mal über den Weg laufen – ich glaube, im Plan B in Rostock gibt es manchmal Dinner im Dunkeln – ich kann es nur empfehlen: Es ist wirklich eine Erfahrung.
~*~
* Da fällt mir eine andere Frage ein, die ich mir mein Leben lang gestellt habe und die das Vaisseau – meine Praktikumseinrichtung, da erzähl ich bald noch mal ausführlich von – endlich geklärt hat. Wie Spiegel aussehen, wenn sie nichts zum Spiegeln haben, nämlich. Darüber habe ich mir schon stundenlang den Kopf zerbrochen. (Nicht am Stück, zugegeben.) Tja, jetzt weiß ich es… Wissenschaft zum Anfassen, kann ich nur empfehlen.
Samstag, 25. Oktober 2008
Blöde Post
Bitte schickt mir erstmal nichts mehr (ich weiß, das wird schwer ;), bis ich hier wieder Entwarnung gebe - es wäre wirklich schade um alles, was vielleicht verloren geht.
(Woher ich weiß, dass die Briefzustellung wieder funktioniert, wenn mir niemand mehr schreibt, weiß ich allerdings auch noch nicht... Kommt Zeit, kommt Rat. ;)
Mittwoch, 22. Oktober 2008
schnell fertig
Dann machte ich irgendwas anderes und vergas die Sache. Bis selbige Mitpraktikantin spaeter an den Rechner kam und in der Gooogle Suchleiste stehen sah: "Vaisseau, Selbstmord" Sie wirft einen Blick darauf, dann einen auf mich und meint trocken: "Na, das ging ja schnell bei Dir."
Samstag, 18. Oktober 2008
Nachtleben in Straßburg
Wenn ich einfach alles aufschreibe, was mir so einfällt, wird es lang. Das war schon in der Schule so. Es folgt ein Bericht über meinen ersten Ausflug ins Straßburger Nachtleben, ohne Fotos, dafür schön viel Text.
Mein Mitbewohner Martin ist Tscheche und Erasmusstudent. Er ist nur wenige Wochen vor mir angekommen, aber scheinbar bereits fest in das Uni- und Nachtleben der Stadt integriert. Er hat mir von seinen ersten Partynächten erzählt, die wohl nicht ohne waren. „Nach einer Party mit einer Handvoll Mexikanern konnte ich mich an nichts erinnern, so heftig war das. Und ich bin Tscheche, ich kann eigentlich einiges ab.“
Am Donnerstag hat Martin mich mitgenommen zu einer Soirée, einer offen organisierten Erasmusparty. Donnerstag ist der eigentliche Partyabend in der Stadt, da die meisten französischen Studenten (davon gibt es hier 53 000, bei 272 800 Einwohnern. Ich glaube, Rostock hat um die 13 000 Studenten, oder?) über das Wochenende nach Hause zu ihren Eltern fahren, am Freitag also schon gar nicht mehr da sind. Dann gehört die Stadt den wenigen Einheimischen und den Ausländern.
Also Donnerstag. Wir haben uns mit Sara getroffen, von der wir beide nicht wissen, woher wir sie eigentlich kennen. Ich kam am Mittwochabend nach Hause, da saß sie in der Küche am Tisch und hat mit meinen beiden Jungs geredet. Ich dachte, Martin hätte sie mitgebracht, aber später erzählte er mir, sie sei einfach auf einmal da gewesen, stand in seiner Zimmertür und wollte ihn kennenlernen. Das war am Mittwoch, am Donnerstag waren wir dann zu dritt aus. Sie kommt aus Marokko, studiert aber schon seit 5 Jahren in Straßburg.
Ich hatte keine Ahnung, was eigentlich passiert und bin einfach Martin hinterher gelaufen. Der hat mich erstmal mit zur Mensa genommen. Um acht Uhr Abends. Die Mensen in Straßburg, oder zumindest diese eine haben auch abends geöffnet. Unter anderem vielleicht, weil sie mittags dem Ansturm der vielen Studenten einfach nicht gewachsen sind und es so eher möglich ist, die Leute wenigstens einmal am Tag mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Außerdem ist es auch eher üblich, abends warm zu essen, als mittags – da behilft man sich mit einem Sandwich, die es überall in kleinen Lädchen zu kaufen gibt.
Die Mensa war in einem schönen, alten Stadthaus, im Zentrum, sie sah von außen eigentlich eher aus, wie ein Edel-Fastfood Restaurant in einer europäischen oder amerikanischen Großstadt, der Boden ist aus dunklem Holz, die Decke aus steinernen Bögen. Für mich ist Mensaessen etwas schwierig, man braucht eine besondere Uni-Karte oder muss sich von jemandem, der eine solche besitzt, einladen lassen. Außer der Theke für das Essen gab es eine Bar, an man Softdrinks, Kaffee, aber auch Cocktails und Alkoholisches bekommen konnte. Und Bier, das in großen Plastekrügen ausgeschenkt und an die Tische geschleppt wurde. (Später habe ich erfahren, dass das nicht immer so ist. Donnerstag ist Biertag in der Mensa.) Stilles Wasser kommt kostenlos aus Automaten.
Es war so voll, dass wir nicht sofort einen Platz fanden, und in den Keller runtersteigen mussten, wo sich weitere Essenssäale befanden. Umso weiter wir uns von der oberen Halle entfernten (voll voll voll. Im Keller mussten wir einen ganzen Saal durchqueren und uns sind immer Leute mit vollen Tabletts und verzweifelten Gesichtern entgegen gekommen. Ich hab uns schon auf dem Boden essen sehen.), umso lauter wurde es. Wir fanden schließlich Platz in einem Raum, indem ein Haufen Studenten damit beschäftigt war, mit den leeren Bierkrügen rhythmisch auf die Tische zu ballern und begeistert melodische Sprechgesänge zu rezitieren. Ich habe nichts verstanden, aber meine Begleiter erzählten mir, dass es sich um Studentenlieder handelt: jede Stadt und jede Fakultät hat ihre eigenen und sie wechseln jedes Jahr, man ist bemüht um Neuerungen. Außerdem wurde mir versichert, dass sie ausreichend obszön seien.
Mittlerweile waren wir zu viert. In Frankreich küsst man sich zur Begrüßung links und rechts auf die Wange. Das ist ungewohnt und ich bin schon ein paar Mal dabei in der Bewegung erstarrt, weil ich instinktiv dachte, der andere wollte mir etwas erzählen und hätte sich deshalb so nahe zu mir gebeugt. Aber auch, wenn ich weiß, was ich zu tun habe, bin ich so damit beschäftigt, beim Küsschen geben normal auszusehen, dass ich nichts um mich rum mitkriege. Nun nutzen immer alle die Zeit, in der man sich mit den Küsschen begrüßt, um die Leute einander vorzustellen: Das ist Susi, das ist …“ Das Resultat: ich kriege nie mit, wie irgendjemand heißt.
Wir waren also zu viert, Nummer vier hatte eine Mütze auf, war männlich und sah sonst auch wie ein Marokkaner aus. Deshalb war ich ein bisschen überrascht, als er später meinte: „Rostock, klar.“ Und dann die Arme ausstreckte und „Hansaaa!“ rief. Er kommt aus Berlin.
Ich war froh, als wir mit dem Essen fertig waren und aus dem Klopfen (eher Donnern) und Singen (eher Grölen) entfliehen konnten. Im restlichen Verlauf des Abends pendelten wir zwischen den Kneipen und Clubs. Wir mussten nirgendwo Eintritt zahlen, warum, habe ich nicht ganz begriffen. Es ist wohl nicht immer so.
Zuerst gingen wir ins Mosquito, die Kneipe für Erasmusstudenten in der Stadt. Die Wände sind voll mit Fotos von glücklichen Menschen an langen Tischen, und Fahnen aus aller Herren Länder. Die wiederum sind voll von Unterschriften, Grüßen und den Beteuerungen, eine großartige Zeit gehabt zu haben und „Euch alle für immer zu lieben“.
Dann gingen wir zu der eigentlichen Party des Abends, der Soirée, die für die Erasmusstudenten organisiert worden war. Auf einem Schiff, das in einem der Kanäle der Innenstadt liegt. Ich hatte eigentlich erwartet, mit Rostock und der Ostsee auch diese ganze maritime Meer-und-Hafen Gewese zu verlassen, aber da habe ich mich geirrt. Seefahrt und Wasser scheinen mir hier manchmal größere Bedeutung zu haben, als zu Hause. Viele Straßen haben den pêcheur, den Fischer im Namen, Strasbourg hat den zweitgrößten Hafen Frankreichs, die Kräne und Frachter sind allgegenwärtig. Es gibt viel Fisch zu kaufen, es gibt eine Menge Muscheldeko und es gibt den Rhein. Und die Erasmusstudenten feiern auf einem Schiff. Ausgelassen, ziemlich betrunken, ziemlich jung. Ein bisschen haben sie gewirkt, wie Klassenfahrt ohne Lehrer, wie am ersten Abend in Freiheit. Lange haben wir es nicht ausgehalten.
Zurück im Mosquito trafen wir Dustin, einen Freund von Sara. Dustin kommt aus den Staaten und trägt ein T-Shirt, auf dem steht „George W Bush has Aides“, dazu einen grauen Schal und einen Mantel. Er ist blond und blauäugig, er sieht gut aus und hat einen trockenen Humor. Ich mochte ihn sofort, unter anderem, weil er englisch sprach und mir so viel einfach gefallen ist, zuzuhören und mitzureden. Und nicht nur ungefähr zu sagen, was ich sagen will, sondern ziemlich genau. Und dann mochte ich ihn noch mehr, als er uns von einem Club erzählte, in den er einfach nicht reinkommt. „Ich hab alles versucht, man. Im T-Shirt und Jeans, im Sakko, alleine, in einer Gruppe, mit einem Mädchen, einmal hatte ich sogar zwei Mädchen dabei! Ich meine, ich hab zwei Mädchen am Arm und die lassen mich nicht rein! Was ist los mit den Typen?“
Wir waren dann noch kurz in einem weiteren Club, Jimmy’s Bar, bevor es nach Hause ging. Die Innenstadt von Straßburg ist ziemlich klein. Ich habe das Gefühl, es gibt ein bisschen mehr von allem (Bars, Kneipen, Cafés, Boutiquen) als in Rostock, aber alles liegt in den kleinen, mittelalterlichen Gassen nahe beieinander und man kommt zu Fuß überall hin. Sogar zu unserer außen gelegenen Wohnung, innerhalb einer halben Stunde. Vielleicht ist das schönste an den Straßburger Nächten dieses Umherziehen zwischen den Clubs, die Momente auf der Straße, in denen man andere Gruppen trifft und scherzt und lacht und nicht weiß, was die Nacht als nächstes bringt. Vielleicht ist das ja auch überall so.
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Bloginternes
Übrigens müsste man jetzt wieder kommentieren können, ohne angemeldet zu sein. Ich hab das mal so eingerichtet, damit böse Spambots hier keine Werbung für Zigaretten mehr schalten können, aber es hält wohl die Menschen vom Kommentieren ab und das ist ja auch doof. Also, ab jetzt geht das wieder leichter und ich freu mich über alles, was Ihr mir hierlasst.
Ampeln
Ich hab mich ja schon in heimatlichen Gefilden nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wenn es darum ging, souverän eine Straße zu überqueren. Hier aber, in einem Land, wo man sich sofort als Ausländer outet, wenn man eine Sekunde länger als unbedingt nötig bei Rot stehen bleibt, mache ich mich völlig lächerlich. Entweder bleibe ich einfach stehen, merke zu spät, dass alle anderen an mir vorbei über die Straße ziehen, oder ich versuche mich in selbigem, werde durch ein heranrasendes Auto erschreckt, springe einen Schritt zurück und warte, bis selbiges Auto stehen bleibt und der Fahrer mich entnervt über die Straße winkt.
Zurück in Deutschland werde ich dann bestimmt innerhalb einer Woche überfahren.
Quotable
Susi: (kläglich) Meine Füße kleben am Boden fest.
Steffen: (gelassen) Bei mir geht, ich steh auf Scherben.
Es geht bergauf!
Mein Mitbewohner nimmt mich morgen mit auf eine Erasmus-Party und ich habe von einer seiner Bekannten eine Einladung zum wöchentlichen Desperate Housewifes (Dienstag) Grey’s Anatomy (Mittwoch) Gucken erhalten.
La Médiatheque
Wasserratten
Ich dachte erst an einen Biber, das ist aber falsch, man beachte den Schwanz. Da ich mit meinem miserablen zoologischen Wissen nicht weiterkam, habe ich einen älteren Mann gefragt, der in der Nähe stand. Aber fragt mal jemanden auf Französisch, ob das Tier da vielleicht ein Otter ist. Die Vokabel für Otter habe ich in meinem Studium irgendwie nicht so oft gebraucht.
Wikipedia hält die Tiere für Ostschermäuse.
Zeitreise
Schilder in Straßburg
Nach Wacken gehts da lang.
Die Straße scheint auch wirklich in einem jüdischen Viertel zu liegen, mir sind viele Menschen begegnet und alle (!) waren fein angezogen und die Männer und Jungen hatten diese kleinen Käppchen auf. Oder Rabbinerhüte. Am Dienstag. Weiß jemand, ob das ein jüdischer Feiertag war?
Draußen, in Frankreich
Überhaupt sind die Parks voll, voller Menschen und voller Spielplätze. Überall Spielplätze, so kommt es mir vor. Ich habe auch das Gefühl, sie sind in besserem Zustand, als bei uns. Werden sie mehr gewartet oder weniger zerstört? Und es funktioniert, alle Kinder sind draußen unterwegs, die Menschen sitzen in Cafés oder in meinem Plattenviertel auf den Plastestühlen vor dem Dönerimbiss, bis es ganz dunkel und kalt ist. Heute habe ich ein paar Mädchen auf der Straße spielen und Rad schlagen gesehen, die man in Deutschland eher auf Platteausohlen in einer Disko erwarten würde und die sich wahrscheinlich lieber die Zunge abbeißen würden, gehen würden, als sich spielend auf der Straße zu zeigen.
Außerdem sind die Spielplatzgeräte viel cooler.
Montag, 13. Oktober 2008
Erkundungen
Ohne es zu ahnen, bin ich ausversehen ins Univiertel gezogen. Ich wohne im Plattenbau am Stadtrand, dafür aber inmitten von vielen Studenten, in Campusnähe und zwischen zahlreichen Copyshops und Wäschereien. (Was gut ist, ich habe weder einen Kopierer, noch eine Waschmaschine. :) Die szenigen Studentenkneipen und -Clubs habe ich noch nicht gefunden, aber ich bin optimistisch. Außerdem kann ich mich ja mal auf die Suche nach der Mensa machen - vielleicht lohnt es sich ja.
Die anderen Fotos, die gestern entstanden sind, finden sich hier: http://picasaweb.google.de/Fijann/SpaziergangAmErstenTag. Ich probiere noch ein bisschen herum, welcher Upload Service mir am meisten zusagt... Picasa, Photobucket oder doch Flickr? Na, mal sehen.
Ein neuer Mitbewohner
Wiedersehen macht Freude
L'arrivée
Mein Navi hat mich gut an jedes Ziel gebracht, ist aber anders gefahren, als ich erwartet hatte. Auf einmal war ich in Frankreich und die Gegen sah genauso, die Schilder aber anders aus. So bin ich auch einmal durch die Stadt durchgefahren, bis ich in meiner Plattenbausiedlung angekommen bin und was ich gesehen habe, hat mir gefallen. Ich freu mich schon, alles zu erkunden… gleich, wenn ich mich hier raustraue. Erstmal müssen die ersten Eindrücke festgehalten werden, dann geht es los.
Mein Vermieter ist ein sympathischer weißhaariger Mann, den ich sofort mochte, meine Mitbewohner sind zwei nette Jungs und ein Mädchen, das ich noch nicht gesehen habe. Die Jungs haben mir geholfen, meine Sachen in die Wohnung zu tragen und sind echt nett. Der eine kommt aus Tschechien, bei dem anderen tippe ich auf Marokko – wir sind also ziemlich international.
Sprachlich schlage ich mich so durch. Ich habe noch einige Wortfindungsstörungen (vielleicht sollte ich mal nachschlagen, was „Dingens“ und „dingsen“ heißt, das wäre echt nützlich), komme aber zurecht. Und es kann ja nur besser werden.
Spazieren war ich auch schon. Ich hab das Auto nach Kehl zurückgefahren und abgegeben (schweren Herzens: Ich hab es echt liebgewonnen und die Jungs haben sich auch schon gefreut, dass die WG jetzt ein Auto hat. Nee, leider nicht.) Von Kehl kann ich zu meiner Wohnung zurückspazieren, das dauert keine halbe Stunde. Dabei hab ich auch schon den Charme der Stadt kennengelernt: Man muss den Rhein und einen der vielen vielen Kanäle der Stadt überqueren, um zu mir zu kommen. Rostocks Kräne und Hafenromantik werden mir also gar nicht so sehr fehlen – das gibt es hier auch und für mich viel näher, als zu Hause. (Aber bis ich hier mit guten Freunden am Hafen grillen kann… das dauert wohl noch.)