Eigentlich ist es ja eine liebgewonnene Tradition, regelmäßig nicht Schwimmen zu gehen und sich jede Woche eine neue Ausrede auszudenken. Aber die Schwimmhalle in Straßburg heißt Bains Municipeaux und mein Reiseführer sagt, sie soll schön sein – da wollte ich sie mir mal ansehen. Ein kleines Abenteuer.
Für Studenten kostet es nur 1,60 Euro und man kann bleiben, bis die Halle zumacht. Kaum hat man bezahlt und ist an der Kasse vorbei gegangen, steht man auch schon – in der Regel noch voll straßenbekleidet – in dem Raum mit dem großes Hauptbecken, nur von einer halbhohen Mauer von den anderen getrennt. Es ist laut.
Frankreich hat die bessere Familienpolitik und deshalb mehr Kinder – das hab ich schon in der Schule gelernt. Nach zwei Wochen Straßburg bin ich davon überzeugt, dass das stimmt. Sie bevölkern die Spielplätze, sie flitzen durch die Regale der Mediathek, sie toben noch Abends um zehn im McDonalds und jetzt sind sie in der Schwimmhalle. Alle. Es gibt ein großes Becken und auf den ersten Blick muss man suchen, ob denn nur Kinder da sind, die toben und planschen, oder ob auch ein paar Erwachsene ihre Bahnen ziehen und ob das überhaupt geht. Aber eigentlich interessiert mich das noch gar nicht, ich bin noch in Straßenkleidung und etwas ratlos. Wohin nun?
Die Antwort: an den Seiten des Beckens und ein Stockwerk höher in einer Galerie, sind altmodische, hölzerne Umkleidekabinen. Nach Männern und Frauen wird nicht getrennt. Deshalb wird nachher auch in Badesachen geduscht. Man zieht sich in einer Holzbox um und schließt dann gleich seine Sachen darin ein. Es gibt allerdings auch Schließfächer und etwas, was „Schnellumkleide“ heißt. Die Schließfächer haben vierstellige Zahlenschlösser, man muss sich einen Code überlegen und den merken. Ich wette, alle nehmen entweder ihre HandyPIN oder 1234.
Wenn man die recht schmucklose Rostocker Neptun Schwimmhalle gewohnt ist, ist es schön in den Bains Municipeaux. Es gibt Statuen und eine große Kuppel in der Eingangshalle, die Schwimmbeckenhalle hat eine verzierte Decke mit vielen Gewölben und, die Fenster sind bemalt, es gibt Wappen, Putten und einen großen Kopf, aus dem wohl manchmal Wasser ins Becken sprudelt. Alles ist etwas älter und nostalgisch, die Kabinen bestehen aus Holz, von dem die Farbe abblättert, der Wasserhahn auf der Toilette kommt mir beim Aufdrehen ein bisschen entgegen. Nicht jedermanns Sache, sicherlich, ich aber freue mich über das Gewölbe und die Statuen. Und über die spielenden Kinder im Becken. Die sind zwar laut, man muss um sie rumschwimmen und sie machen Arschbombe und spritzen mich dabei nass – aber man kann ihnen beim Spielen zusehen und es ist nicht so langweilig.
Ich komm bestimmt öfter und beim nächsten Mal find ich raus, was sich hinter den römischen Bädern verbirgt. Die gibt es hier nämlich auch, heute waren sie aber für die Herren reserviert.
Montag, 27. Oktober 2008
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1 Kommentar:
ich sag so: ich beklage mich schon lange über rostocks rüchständige schwimmbadpolitik. das kinder arschbomben von der seite mache ist in stade völlig normal, da ist das schwimmbad den ganzen tag auf und wir entsprechend genutzt. in rostock kann man nur dienstags ab 19:00 uhr schwimmengehen, sonst ist für vereine oder frauen.
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