Mittwoch, 26. November 2008
Advent
Montag, 24. November 2008
Weihnachtsbäckerei
Aus diesem Anlass hat Animateurin (eigentlich sagen wir auf Deutsch nicht Animateur, wir sagen „pädagogische Mitarbeiter“. Das sind die im Vaisseau, die die Kinder bespaßen, die die Wissenschaftsshows und die Ateliers machen) Dagmar zum Plätzchenbacken geladen. Wir haben am Sonntag fast sieben Stunden in ihrer gemütlichen Küche verbracht und einen großen Berg an Linzer… nun, Linzer irgendwas, Ausstecherles und Vanillekipferln produziert. Und dabei total tolle Schürzen angehabt. Und als wir dann – jeder mit einer prall gefüllten Keksdose im Gepäck – nach Hause gegangen sind, hat es angefangen zu schneien.
Babylon
Naja.
Zunächst einmal habe ich gar nicht das Gefühl, wirklich viel zu sprechen. Meine Mitpraktikanten sind Deutsche, die Umfragen, die ich mache sind im Wesentlichen immer das gleiche, ansonsten ein bisschen "Wie gehts?" in der WG und kurze Dialoge mit Verkäufern beim Einkaufen. Das wars im Wesentlichen auch schon. Wenn ich doch mal in die Verlegenheit, mich in ganzen Sätzen äußern zu müssen, die nicht schon auf meinen Fragebögen ausformuliert stehen, mach in das in der Regel mit der linguistischen Eleganz eines Gorillaweibchens, das sich gerade auf die Zunge gebissen hat.
Was mich aber am meisten erstaunt, ist das Feedback, das ich bekomme. "Sie haben aber einen netten Akzent", sagen die Leute, "sind sie Engländerin?" Erst hat mich nicht weiter beschäftigt - bis ich gemerkt habe, wie oft das passiert. Manchmal tippen die Leute auch richtig und identifizieren mich als Deutsche - sollte ja nicht so schwer sein, schließlich sind wir hier im Elsaß und man hat viel mit den Deutschen zu tun. Aber meistens halten mich die Leute für eine Engländerin. Ich hab das meinen - französischen - Kollegen erzählt und gehört "Ja, ist mir auch schon aufgefallen." Das gleiche hat eben Imad, mein marokkanischer Mitbewohner gesagt, als ich ihm davon erzählt habe.
Ich soll mich freuen, sagt Orianne, ein englischer Akzent ist doch besser, als ein deutscher. Na fein. Aber ich bin verwirrt... wie kommt der in mein Französisch? Ist das vielleicht jemand anderem auch schon mal passiert? Irgendwelche Theorien? Ich freu mich über Ansätze jeder Art.
Samstag, 22. November 2008
Schnee!
Da ich im Erdgeschoss genau vor einer Straßenlaterne wohne, habe ich die metallenen Fensterläden vor meinem Balkon nachts grundsätzlich verschlossenen. Deshalb war es ein schöner Moment, als ich sie heute morgen öffnete und von einem weiß zugeschneiten Hinterhof vollkommen überrascht wurde.
Dienstag, 18. November 2008
Bisous
Ich hab es ja schon mal erwähnt und es ist ja auch kein Geheimnis, dass die Franzosen sich etwas anders begrüßen, als wir. Küsschen links, Küsschen rechts.
Auf dem Weg ins Kino hab ich eine Bekannte getroffen (Das war vielleicht toll! Rostocker Fußgängerzonenfeeling!), die wiederrum mit ihrem Bekannten dort stand und redtete. Küsschen links, Küsschen rechts, alleman. Dann kam noch ein Bekannter, dann haben sich alle wieder verabschiedet, weil wir weitermussten.
Ich bin, Stunden später, vom Kino zurück gelaufen, weil ich zu geizig für die Bahn war, Lust zu Spazieren hatte und auch nicht lange warten wollte. Dabei hab ich mal gerechnet. Ich hab heute um 19 Uhr das Haus verlassen, war 23 Uhr wieder da und hab in der Zwischenzeit 22 Küsschen bekommen. Gar nicht so schlecht für eine Stadt ohne Freunde, oder?
Across the Universe
Ich bin so froh, wenn mich jemand fragt, ob wir zusammen was machen wollen, dass ich sofort zusage, fast egal, was es ist. So heute geschehen, als ich mit Antje und zwei ihrer Freunde ins Odysée Kino zu „Across the Universe“ gegangen bin. Ich wusste mal wieder nicht viel über den Film, nur dass es irgendwie um die Beatles geht und dass man sich das ja mal angucken kann – vor allem, wenn man eh nichts anderes vor hat.
Deshalb war ich ziemlich überrascht, dass der Film eine Handlung hat und der Name „The Beatles“ nicht einmal fällt. Es ist ein Filmmusical mit einer Story und Charakteren, die Lieder von den Beatles singen – vom Prinzip her also so wie mit ABBA und „Mamma Mia!“ – nur besser.
Das Odysée ist eines der alternativeren Kinos der Stadt. Es gibt keine Snackbar, nicht mal Popcorn und die Sitze sind nicht durchnummeriert. Man braucht nicht lange vor Anfang des Films dazusein, weil man erst kurz vorher in den Saal gelassen wird, sollte aber auch nicht zu spät kommen, da weder Werbung noch Trailer gezeigt werden. Bis alle ihren Platz haben hat es ein bisschen gedauert, ein paar Leute kamen trotzdem zu spät, dann mussten ein paar aufs Klo. Ich weiß nicht, ob das französische Publikum wirklich etwas unruhiger ist, mir kam es anfangs so vor. Einer von Antjes Bekannten, ein Franzose, meinte nach dem Film, dass er die Leute ungewöhnlich ruhig fand, gerade für einen teilweise so lustigen Film und mit so eingängiger Musik. Wir stellten hinterher fest, dass wir mitunter alle etwas Mühe hatten, unbewegt auf unseren Plätzen sitzen zu bleiben. Außerdem hatte ich fast die Hälfte der Zeit Gänsehaut.
Der Film war Original mit Untertiteln – also englisch mit französischem Text. Vielleicht könnt Ihr Euch vorstellen, was das in meinem Kopf angerichtet hat. Dass man Untertitel mitlesen muss, selbst wenn man nicht will, ist ja nicht neu. Das trifft auch zu, wenn man den gesprochenen Text eigentlich besser versteht, als den geschriebenen. Mitunter war ich über die Unterstützung aber doch ganz dankbar – einer der Protagonisten kam aus Liverpool und war nicht ganz leicht zu verstehen.
„Across the Universe“ erzählt eine Geschichte von jungen Menschen verschiedener Länder, die in der Zeit der Studentenbewegung und der Proteste gegen den Vietnamkrieg in New York zusammenkommen. Der Film fängt in einer ziemlich kitschigen High School Atmosphäre an, konzentriert sich dann aber eher auf die Kriegs- und Hippiethematik.
Neben diversen männlichen Hauptdarstellern, dem tollen Artwork und natürlich dem Soundtrack haben mir vor allem die phantasievoll choreographierten Tanzszenen gefallen, die die jeweiligen Thematiken wirklich kreativ dargestellt haben.
Bleibt zu sagen, dass ich den Film wirklich empfehlen kann. Gute Musik, bisschen was zum Lachen, Lebensfreude, Geschichtsunterricht. Man bekommt ein bisschen Lust, seine Jugend etwas mehr zu verschwenden. Ein paar Szenen hätten gerne ein bisschen weniger kitschig, ein bisschen weniger musicalesk sein dürfen, die werden aber verziehen und wirklich aufgewogen, durch alles, was toll ist.
Freitag, 14. November 2008
Gomorrha
Es geht um die Mafia in irgendwo bei Neapel, es ist alles nahe an der Realität, vom Autoren soweit ich weiß höchstselbst miterlebt und beobachtet oder so. Auf jeden Fall möchte man lieber nicht so gern in seiner Haut stecken.
Wir sind zu dritt, Mitpraktikant Kai, seine Mitbewohnerin und ich. Das Kino ist das Kino in Kehl, auf der deutschen Seite des Rheins, man fährt mit dem Bus und man muss einmal umsteigen, dann ist man da. Ja, wir sind heute Abend Weichpities, wir gucken den Film auf deutsch. Wir erwarten Brutalität und Gewalt, die schlimm ist, weil nicht Fiktion, wir erwarten verstörende Bilder und die in den Medien versprochene rücksichtslose Aufklärung.
Naja. Ist schon okay, das gab es auch. Viel Blut, viele Erschießungsaktionen, Jungs mit Goldkettchen und Machos, die ihre Würde mit Pistolenkugeln verteidigen mussten, unschuldige Jungs, Kinder, die über ihre Abenteuerlust in die Maschinerie hineingezogen werden, Prostituierte, italienische Elendslums, Drogen und zur Abwechslung wieder den ein oder anderen Mord. Ein typischer Mafiafilm, eben. Ein bisschen dokumentarischer, als die, die man so kennt, aber eigentlich nichts neues.
Schade, finde ich. Schade, dass man aus dem Film rausgeht und gelernt hat, dass es in Italien, aber wohl auch überall sonst eine ganze Menge organisiertes Verbrechen gibt, dass es Menschen umbringt und dass es die Umwelt mit giftigem Müll verschmutzt. Was man eigentlich schon vorher wußte. Schade, dass man nicht wirklich Hilfe bekommen hat, zu verstehen, warum die Männer sich denn nun den Clans anschließen, wo doch ziemlich offensichtlich ist, dass man da keine sehr hohe Lebensdauer hat.
Interessant fand ich für mich Vergleich zwischen der Darstellung der Mafia in dem Batmanfilm "The Dark Knight" und nun hier in dem realitätsnahen "Gomorrha". Die Bosse, die Schläger, die Hierarchie, die Chinesen... es entsteht der Eindruck, dass die Klischés gar keine sind.
Und dann war der Film vorbei und weil kein Bus mehr fuhr, mussten wir zu Fuß nach Hause laufen. Und stellten fest, dass auf der Brücke vor meinem Haus Prostituierte stehen. Verdammte Realität, nächste Woche gucken wir "Wall-E"!
Freitag, 7. November 2008
Vampire Weekend
Laiterie heißt Molkerei und ist die Konzertlocation der Stadt. Vielleicht mit dem Rostocker Mau Club vergleichbar: Es gibt größere Säale, aber die coolen Bands spielen hier. Antje erzählt mir, dass die Laiterie zwei Säale hat, wir sind heute Abend im Größeren. Es gibt einen Vorraum mit Sitzecken, die Stimmung ist erfreut und angenehm, genauso wie das Publikum. Mir fällt auf, dass ich - auch für Straßburger Verhältnisse - viel Deutsch um mich rum höre.
Im Saal bauen Jungs in schwarz schon einfrig die Bühne auf. Der Zuschauerraum ist etwa zweigeteilt: vorne ist frei und Platz für die Menschen zum Stehen, hinten ist eine Art Tribüne mit Sitzplätzen aufgebaut, die Antje und mich kurz stutzen lässt. Sie ist aber gut besucht, viele Leute sitzen schon. Wir wollen lieber stehen und positionieren uns in der Mitte vor der Bühne. Der Saal füllt sich langsam.
Dann kommt die Band und es geht los und es ist schön. Ich muss an Steffen denken, der bei meinem letzten Konzert in Rostock gesagt hat, wie schön live gespielte Musik doch ist und finde, er hat Recht und freu mich und hab Spaß. Der Sänger ist sympathisch, der Pianist sieht hochkonzentriert aus, auch wenn er oft nur eine Hand braucht, den Bassisten kann ich kaum sehen und der Schlagzeuger bangt so exstatisch mit seinem eigenen Rhytmus mit, dass ich überlege, ob er wohl gerade in Trance ist. Die Stimmung im Saal ist gut, die Leute jubeln, tanzen und hüpfen. Letzteres aber nur auf und ab, gepogt oder geschubst wird nicht. Außerdem rufen Franzosen nicht nach "Zu-ga-be!" sondern gröhlen nur unartikuliert im Chor. Ich frage mich, warum sich so etwas nicht bis zu uns rumspricht und durchsetzt, ich hab das Gefühl, viele Menschen zu kennen, die an einem solchen Brauch gefallen finden könnten. (Jemand sollte über so ein Thema mal eine Abschlussarbeit schreiben. ;)
Nach nur einer Stunde ist das Konzert schon vorbei. Theoretisch ist das ärgerlich, für 16 Euro könnte man etwas länger unterhalten werden. Praktisch aber muss ich doll aufs Klo, freue mich, dass die Bahnen noch fahren* und ich nicht so spät ins Bett komme, schließlich ist morgen Arbeit.**
Uns ist aufgefallen, dass ein beträchtlicher Teil der Konzertbesucher schon das mittlere Alter erreicht haben - nicht nur auf den Sitzplätzen, sondern auch bei uns vorne. Ob das an der Band oder am Land liegt, haben wir an einem Abend nicht rausgefunden, wir werden das in einer empirischen Versuchsreihe in diversen, ausgewählten Konzerten in den kommenden Wochen verifizieren.
* Mit der "Fahrradstadt" Straßburg ist das nämlich so: Ich hab langsam den Verdacht, dass der Titel gar nicht von den achsotollen Radwegen kommt, sondern sich dadurch erklärt, dass man ohne Fahrrad nachts einfach nicht nach Hause kommt, nach halb eins fährt nix mehr.
** Das mit dem Früh ins Bett gehen lief dann doch nicht so gut. Das Internet ging nämlich auf einmal doch.
Kanalkegel
Jetzt gucke ich jeden Morgen, ob die Kegel noch im Kanalwasser liegen und orange herausleuchten und frage mich, ob die da jetzt bleiben, oder ob irgendwann wer kommt und sie rausfischt. Und manchmal kommen Schwäne, ganz misstrauisch und gucken, was das ist und ob man da gefahrlos drüber schwimmen kann.
Feini! Und jetzt...
ein bisschen online
Oder ich zeig Euch einfach schöne Bilder. Das hier ist in einem Straßburger Hinterhof entstanden und ich wurde beim Knipsen von Bauarbeitern ein bisschen misstrauisch beäugt, was ich da denn eigentlich will.
Donnerstag, 6. November 2008
... Ende gut, alles gut
Sonntag, 2. November 2008
Nachts im Museeum
Nach der Arbeit bleibe ich noch einen Moment, um meine Mails zu lesen und zu beantworten. Heute war das wohl keine so gute Idee, denn als ich dann schliesslich gehen wollte, war das auessere Tor schon zu. Merde. Der Zaun ist hoch. Zu hoch. Merde. Okay, gehe ich halt zurueck rein und suche einen von den Sicherheitsleuten, die machen mir auf.
Weite Gaenge, Stille. Keiner mehr da. Hallo? Wo sind die alle? Ich laufe ueberall rum - niemand. Hm. Bis 20 Uhr kann man bleiben, wurde mir gesagt, dann wird man rausgeworfen. Es ist gerade mal kurz vor Sieben... Oder ist das am Sonntag anders? In einem Buero sind Licht und Rechner noch angeschaltet, doch niemand ist mehr da. Noch eine Runde durch die Gaenge. "Halloooo?" Mist. Nix.
Naja, abwarten. Ich hab einfach wieder meinen Platz am PC bezogen und warte einfach, dass der Be... ja, Be-was eigentlich? des letzten Bueros zurueckkommt. Hoffentlich kommt er bald... Sonst muss ich mal rumlaufen und gucken, welches von den Ausstellungsstuecken das weichste und bequemste ist.
Wuenscht mir Glueck.