Montag, 22. Dezember 2008
Freitag, 19. Dezember 2008
Heimfahrn
Die erste Etappe führt nach Karlsruhe mit dem Zug, die zweite dann von dort mit Olli per Auto zurück an die Ostseeküste.
Ich hab den ganzen Tag schon Bauchweh vor Aufregung und freu mich wie ein Schneekönig!
Dienstag, 16. Dezember 2008
Snail Kit
Schilderwahn #2
Schilderwahn #1
Samstag, 13. Dezember 2008
Burn, baby, burn!
Beim Vorbeigehen sind mir die drei Jungs schon aufgefallen. Im Nachhinein finde ich interessant, dass man ihnen auf den ersten, flüchtigen und unbeteiligten Blick schon an der Körpersprache angesehen haben muss, dass sie was ausheckten. Auch wenn ein paar Sekunden nicht ganz klar war, was genau, und ich dann ziemlich überrascht war, als sie davonliefen und sich das kleine leuchtende Etwas, das sie zurückließen, tatsächlich als Feuer entpuppte. In der Ecke eines Vorbaus des Zentrums, in der auch eine Tanne steht, haben sie zwischen Tanne und Gebäude einen Karton angezündet und sind davon gelaufen.
Wenn man gerade nach einem normalen Arbeitstag auf einer normalen Strasse nach Hause geht, braucht man einen Moment, um zu begreifen, dass man gerade – just auf selbiger normalen Strasse - Zeuge einer Brandlegung geworden ist und dass die kleinen Flammen an dem Karton gerade ein bisschen größer werden. Dass zwei Familien in unmittelbarer Nähe auf einem Parkplatz stehen und sich beim Tratschen nicht stören lassen, hilft nicht.
Ich bin dann aber doch recht fix zu mir gekommen, hab den wirren Gedanken, ob man da jetzt die Feuerwehr ruft, verworfen und bin ins Gemeindezentrum gedüst. Die Dame am Empfang guckt mich an, wie sie alle anguckt. Ja bitte, was möchten sie, geht es um Musik oder Töpfern, oder unserer Weihnachtstombola? Skurrile Situation. „Madame, da draußen haben ein paar Jungs etwas in Brand gesteckt, haben sie einen Feuerlöscher?“ Nein, ich weiß nicht, was Feuerlöscher auf Französisch heißt. Aber ich kann sagen, dass ein paar Jungs etwas in Brand gesteckt haben und wenn ich zu dem Feuerlöscherteil komme und sage „äääh, dieses rote Ding“, dann hören die Leute zum Glück sowieso nicht mehr zu, sondern nehmen die Sache selbst in die Hand.
In dem kleinen Vorbau, der nicht brennt, aber unmittelbar neben einem immer heftiger brennenden Karton steht, der seinerseits genauso unmittelbar neben einem Tannenbaum steht, findet gerade irgendein Kurs statt. Die Empfangsdame klopft im Vorbeigehen an die Fenster und bedeutet dem Lehrer, einem jungen, arabisch aussehenden Mann, hinauszukommen. Sein Aussehen lässt mich unwillkürlich überlegen, ob die Aktion etwas mit Ausländerfeindlichkeit zu tun hat. Allerdings könnte man – und dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man aus einer ostdeutschen Stadt kommt – hier wahllos herumterrorisieren und die Chance, dass man durch Zufall einen Ausländer trifft, ist recht hoch. Der Mann kommt raus, guckt, verschwindet um Wasser zu holen. Die Frau und ich bleiben stehen und versuchen, durch intensives Anstarren die Flammen daran zu hindern, größer zu werden oder womöglich noch auf irgendetwas überzugreifen. Wir machen unsere Sache gut. Alle, fällt mir auf, sind ziemlich ruhig.
„Passiert so was hier öfter?“, frage ich. „Nö“, sagt sie. „Also, manchmal passiert schon mal was, aber so was hatten wir noch nie. Dass sind nur ein paar Jungs, die einen Spaß, die etwas ausgefallenes machen wollen.“ (Ehrlich gesagt habe ich nicht genau verstanden, was die Jungs nur wollen. Aber es war eben so ein, „Das sind nur ein paar Jungs, die…“ Satz. Man entwickelt hochsensible Kontext und Betonungsfähigkeiten, um den ganzen Inhalt, der so an einem vorbei geht, irgendwie anders zu rekonstruieren.) Der Mann kommt zurück und schafft es, mit einer Schüssel voll Wasser und ein paar beherzten Fußtritten, den Flammen Herr zu werden. Die Frau versucht, eine Zeugenaussage aus mir herauszubekommen. Wer war das? Wie viele Jungs? Wohin sind sie gelaufen? So weit so gut. Als sie wissen will, wie groß sie waren und wie sie aussahen, muss ich passen. Keine Ahnung. Ich weiß, dass ich sie gesehen habe, ich habe sogar noch gesehen, dass einer von ihnen mich beim Weglaufen angesehen hat und gemerkt hat, wie ich stehen geblieben bin. Aber ich kann ihr Aussehen nicht annähernd beschreiben. Nicht mal, ob sie schwarz, mulattisch oder weiß waren, nichts.
Die beiden bedanken sich herzlich und verschwinden wieder im Haus. Mir fällt ein, dass ich noch hatte fragen wollen, wann der hauseigene Chor eigentlich sein Weihnachtskonzert gibt, aber jetzt ist sogar mir zu das zu bizarr und ich setze meinen stinknormalen Nachhauseweg mit ein paar Minuten Verzögerung fort. Flüchtig hoffe ich, dass mir die Jungs nicht ein paar Häuserecken weiter begegnen und nicht gut finden, dass ich ganz Straßburg vor den Flammen gerettet habe, aber das bleibt aus.
Mittwoch, 10. Dezember 2008
Zwischenzweigedankenmomente
Neulich hab ich beim Einschlafen gerade noch so mitgekriegt, wie ich verschwommen gedacht hab. "Oooooh, ich hab mich in die Kathedrale verliebt."
Heute bin ich ausgegangen, in die Stadt hinein. Ich habe in hohen Turnhallenfenstern nicht die Jongleure gesehen, aber die fliegenden bunten Keulen, die sie geworfen haben. Ich habe einen Friseursalon gesehen, in dem ein junger Mann einem anderen jungen Mann lilane Strähnchen gefärbt hat. Der hat dann affektiert gelacht und ich musste grinsen. Und ganz unvermittelt, ohne zu merken, was da passiert, hab ich gedacht, "Hach, ich liebe Straßburg." Aus der Seele raus.
Dann war der Abend schön, die Kneipe, die Gespräche, der Sirop mit Grenadine. Die Weihnachtsmarktlicher überall. Der Heimweg, das Französisch der anderen Passanten. Und das wunderschöne Münster.
Etwas rastet ein bisschen ein, stückchenweise. Ich scheine allmählich anzukommen.
Lebenzeichen
Dabei hätte ich sogar ein bisschen was zu erzählen, das Leben in Strasbourg wird nämlich nicht ruhiger, sondern eigentlich von Woche zu Woche ein bisschen bunter und erlebnisreicher. Leider hat mich die Technik von allen Seiten im Stich gelassen: Meine Digitalkamera funktioniert nur noch an Jubeltagen und das Internet ist aus der WG vorerst wieder ausgezogen. Grummel.
Ich hab, wegen abendlichen Aktivitäten also ein bisschen weniger Zeit zu bloggen und umständlicher ist es auch noch geworden. Vorallem mit Fotos, die bleiben erstmal aus. Wie so oft sind keine Neuigkeiten von hier also gute Neuigkeiten, grösstenteils.
Die gute Nachricht ist, dass es mir unter den Fingern brennt, zu berichten, zu beschreiben, zu zeigen. Es geht hier auf jeden Fall weiter, die Frage ist nur immer, wann. ;)
Ein Kneipenquiz in irgendeinem Irish Pup
Wir quetschen uns also in die Bar, am gewaltigen Tresen vorbei und zu Antjes Mitbewohnerin, die mit einem Haufen Freunden an einem Tisch sitzt. Wir setzen uns dazu – wie durch ein Wunder sind noch zwei Plätze für uns frei – und erfahren, wenig überrascht, dass der Haufen Freunde eher ein Haufen Fremder ist.
Es werden Zettel ausgeteilt, auf die sich die Menschen ernst und konzentriert stürzen – wir kriegen sie fast gar nicht zu Gesicht. Auf einem sind ein Haufen Promis aus Kultur, Sport und Politik abgebildet – ich erkenne lediglich Pokémon Picachu -, auf dem anderen eine Tabelle für die Quizantworten. Dann geht es los. Die Fragen werden erst auf Englisch, dann auf Französisch gestellt. Da wir in einem Irish Pub sind, sprechen auch die Jungs hinter dem Tresen nur Englisch mit mir. Auf mein besorgten Nachfragen, versichert Antje, dass sie das immer so machen und das keine Reaktion auf mein Französisch ist. Der Mann, der die Fragen stellt scheint aber kein Engländer zu sein, seine Aussprache hat einen Akzent wie Michelle von den Gilmore Girls. Ich bin erfreut, und muss mitunter bis zur französischen Übersetzung warten, bis ich verstehe, was gemeint ist. Was mich noch mehr erfreut.
Nicht, dass es mir was nützen würde. Bis gestern Abend war ich mit meinem Allgemeinwissen noch ganz zufrieden, jetzt sitzt es unter dem Tisch und heult. Dass ich die Fragen nicht beantworten konnte, hat mich nicht groß gestört, dass die Franzosen um uns rum keine Probleme damit hatten, schon. Wisst ihr, wie die christliche Gemeinde in Ägypten heißt?
Zu gewinnen gab es eine Flasche Whiskey. Antjes Mitbewohnerin, die mich nicht kennt, warnte mich: „Falls wir gewinnen sollten: Trink den nicht! Das ist der allerbilligste Fusel, der macht übelste Bauchschmerzen!“ Ich beschloss, ihrem Rat zu folgen und wunderte mich, dass die Einheimischen um mich rum mit so großer Verbissenheit die Bögen ausfüllten. Für eine Flasche billigen Whiskey so eine Streberattitüde an den Tag legen? Komisches Land. Später erfuhr ich aber, dass die Ergebnisse im Laufe eines Jahres zusammen gerechnet werden und es einen Geldpreis von 200 Euro gibt. Man trifft sich also jeden Sonntag und wetteifert im Irish Pub. Das erklärt vielleicht auch das hohe Allgemeinwissen, wahrscheinlich dopen sich die regelmäßigen Teilnehmer vor jedem Spiel mit einer Riesenportion Wikipedia. Jedenfalls rede ich mir das jetzt ein.
Oder man wird schon von dem regelmäßigen Quizkonsum schlauer. Ich hab zumindest gelernt, dass in Quebec jeder, aber auch wirklich jeder, Anglezismus übersetzt werden muss, auch der Titel der Serie „Desperate Housewifes“, und wie die französische Wirtschaftsministerin aussieht und heißt. (Wobei Sachen, die man gleich wieder vergessen hat, vielleicht nicht also „gelernt“ zählen.)
Nachdem ich doch noch zu ein paar Fragen beitragen konnte (Griechische Göttinnen, Figuren aus den Harry Potter Romanen und in welcher Stadt spielt Grey’s Anatomy?) sind wir gegangen, bevor die Ergebnisse ausgezählt und bekannt gegeben wurden.
Babyrehe und Kälte in Oldenburg!
Das klingt so blöd, ich bin mit Begeisterung dabei.
Ein bisschen früher als sonst müssen wir schon gehen, damit wir auch rechtzeitig in Deutschland ankommen. Das ist zwar weder wirklich verboten noch wirklich schlimm, trotzdem sind wir ein bisschen überdreht und aufgekratzt. In Kehl verpassen wir unseren Zug und müssen ins Bahnhofscafé, einen Kakao trinken. „Naja, ich bin nur froh, dass wir aus dem Büro entwischt sind und es über die Grenze geschafft haben.“, sagt Kai und wir prusten in unsere Schokolade.
Susannes (nicht ich. Als ich dachte, dass ich nur nach Frankreich gehen muss und es ist vorbei mit alle-Mädchen-heißen-Susanne, hab ich mich geirrt. Wie so oft.) Planung erweist sich als ausgezeichnet, in Oldenburg kriegen wir unseren Bus, der uns zum roten Teppich fahren soll. Macht er auch, nur leider steigen wir zu spät aus und müssen zurücklaufen, den großen Scheinwerfern entgegen, die ein gigantisches V in den Himmel strahlen und unfehlbar anzeigen, wo wir hinmüssen. Gefällt mir, so ein V. Hätte ich gerne immer am Firmament, wenn ich irgendwohin muss.
Dass das mit dem „Am roten Teppich stehen“ nichts wird, das haben wir uns eigentlich schon gedacht. Da muss man früher aufstehen. Nach Augenzeugenberichten hat Oldenburgs Jugend scheinbar komplett die Schule geschwänzt, um den ganzen Tag schon in der Kälte auszuharren und abends die Prominenz anzukreischen. Viele Leute sind sogar mit Trittleitern da. Wir haben keine Chance. Wir treffen Bekannte von Susanne, machen uns ein bisschen über die hysterische Menge lustig und gehen, als Franzi von Almsick gerade, das zeigt die Videowand, den Teppich abschreitet. Wir frieren und Franzi hat nur ein dünnes Kleid an.
Für Kino isses noch zu früh, wir gehen Glühwein trinken auf dem Oldenburger Weihnachtsmarkt und reden mit Susannes Bekannten. Kurz bevor meine Füße erfrieren, gehen wir ins Kino und stellen fest, dass der Film, den wir sehen wollen, gar nicht läuft. Weiterhin stellen wir fest, dass überhaupt nichts läuft, was einigermaßen ansprechend ist. Anschließend stellen wir fest, dass es in Oldenburg nur ein einziges anderes Kino gibt und das hat zu. Wir suchen es trotzdem, finden es, stellen fest, dass es zu hat.
Wir fahren zurück. Das geht aber erst in einer Stunde, also setzen uns vorher noch in den Bahnhofsdöner, essen türkisches Fast Food und gucken auf dem kneipeneigenen Flachbildschirm die Bambiverleihung.
Das schönste an diesem Ausflug war, dass wir ihn gemacht haben. Aber das ist eigentlich ne ganze Menge.
~*~
Susi: (hat einen Schuh in der Hand und seufzt) Ich liebe diese Schuhe. Aber sie sind so dreckig. (Wirft ihn weg)
Suse: Das ist konsequent. Das mag ich.
Susi: Konsequent wäre, wenn ich den anderen auch noch wegwerfen würde.
Suse: Das ist unlogisch. Das mag ich auch.
Mittwoch, 26. November 2008
Advent
Montag, 24. November 2008
Weihnachtsbäckerei
Aus diesem Anlass hat Animateurin (eigentlich sagen wir auf Deutsch nicht Animateur, wir sagen „pädagogische Mitarbeiter“. Das sind die im Vaisseau, die die Kinder bespaßen, die die Wissenschaftsshows und die Ateliers machen) Dagmar zum Plätzchenbacken geladen. Wir haben am Sonntag fast sieben Stunden in ihrer gemütlichen Küche verbracht und einen großen Berg an Linzer… nun, Linzer irgendwas, Ausstecherles und Vanillekipferln produziert. Und dabei total tolle Schürzen angehabt. Und als wir dann – jeder mit einer prall gefüllten Keksdose im Gepäck – nach Hause gegangen sind, hat es angefangen zu schneien.
Babylon
Naja.
Zunächst einmal habe ich gar nicht das Gefühl, wirklich viel zu sprechen. Meine Mitpraktikanten sind Deutsche, die Umfragen, die ich mache sind im Wesentlichen immer das gleiche, ansonsten ein bisschen "Wie gehts?" in der WG und kurze Dialoge mit Verkäufern beim Einkaufen. Das wars im Wesentlichen auch schon. Wenn ich doch mal in die Verlegenheit, mich in ganzen Sätzen äußern zu müssen, die nicht schon auf meinen Fragebögen ausformuliert stehen, mach in das in der Regel mit der linguistischen Eleganz eines Gorillaweibchens, das sich gerade auf die Zunge gebissen hat.
Was mich aber am meisten erstaunt, ist das Feedback, das ich bekomme. "Sie haben aber einen netten Akzent", sagen die Leute, "sind sie Engländerin?" Erst hat mich nicht weiter beschäftigt - bis ich gemerkt habe, wie oft das passiert. Manchmal tippen die Leute auch richtig und identifizieren mich als Deutsche - sollte ja nicht so schwer sein, schließlich sind wir hier im Elsaß und man hat viel mit den Deutschen zu tun. Aber meistens halten mich die Leute für eine Engländerin. Ich hab das meinen - französischen - Kollegen erzählt und gehört "Ja, ist mir auch schon aufgefallen." Das gleiche hat eben Imad, mein marokkanischer Mitbewohner gesagt, als ich ihm davon erzählt habe.
Ich soll mich freuen, sagt Orianne, ein englischer Akzent ist doch besser, als ein deutscher. Na fein. Aber ich bin verwirrt... wie kommt der in mein Französisch? Ist das vielleicht jemand anderem auch schon mal passiert? Irgendwelche Theorien? Ich freu mich über Ansätze jeder Art.
Samstag, 22. November 2008
Schnee!
Da ich im Erdgeschoss genau vor einer Straßenlaterne wohne, habe ich die metallenen Fensterläden vor meinem Balkon nachts grundsätzlich verschlossenen. Deshalb war es ein schöner Moment, als ich sie heute morgen öffnete und von einem weiß zugeschneiten Hinterhof vollkommen überrascht wurde.
Dienstag, 18. November 2008
Bisous
Ich hab es ja schon mal erwähnt und es ist ja auch kein Geheimnis, dass die Franzosen sich etwas anders begrüßen, als wir. Küsschen links, Küsschen rechts.
Auf dem Weg ins Kino hab ich eine Bekannte getroffen (Das war vielleicht toll! Rostocker Fußgängerzonenfeeling!), die wiederrum mit ihrem Bekannten dort stand und redtete. Küsschen links, Küsschen rechts, alleman. Dann kam noch ein Bekannter, dann haben sich alle wieder verabschiedet, weil wir weitermussten.
Ich bin, Stunden später, vom Kino zurück gelaufen, weil ich zu geizig für die Bahn war, Lust zu Spazieren hatte und auch nicht lange warten wollte. Dabei hab ich mal gerechnet. Ich hab heute um 19 Uhr das Haus verlassen, war 23 Uhr wieder da und hab in der Zwischenzeit 22 Küsschen bekommen. Gar nicht so schlecht für eine Stadt ohne Freunde, oder?
Across the Universe
Ich bin so froh, wenn mich jemand fragt, ob wir zusammen was machen wollen, dass ich sofort zusage, fast egal, was es ist. So heute geschehen, als ich mit Antje und zwei ihrer Freunde ins Odysée Kino zu „Across the Universe“ gegangen bin. Ich wusste mal wieder nicht viel über den Film, nur dass es irgendwie um die Beatles geht und dass man sich das ja mal angucken kann – vor allem, wenn man eh nichts anderes vor hat.
Deshalb war ich ziemlich überrascht, dass der Film eine Handlung hat und der Name „The Beatles“ nicht einmal fällt. Es ist ein Filmmusical mit einer Story und Charakteren, die Lieder von den Beatles singen – vom Prinzip her also so wie mit ABBA und „Mamma Mia!“ – nur besser.
Das Odysée ist eines der alternativeren Kinos der Stadt. Es gibt keine Snackbar, nicht mal Popcorn und die Sitze sind nicht durchnummeriert. Man braucht nicht lange vor Anfang des Films dazusein, weil man erst kurz vorher in den Saal gelassen wird, sollte aber auch nicht zu spät kommen, da weder Werbung noch Trailer gezeigt werden. Bis alle ihren Platz haben hat es ein bisschen gedauert, ein paar Leute kamen trotzdem zu spät, dann mussten ein paar aufs Klo. Ich weiß nicht, ob das französische Publikum wirklich etwas unruhiger ist, mir kam es anfangs so vor. Einer von Antjes Bekannten, ein Franzose, meinte nach dem Film, dass er die Leute ungewöhnlich ruhig fand, gerade für einen teilweise so lustigen Film und mit so eingängiger Musik. Wir stellten hinterher fest, dass wir mitunter alle etwas Mühe hatten, unbewegt auf unseren Plätzen sitzen zu bleiben. Außerdem hatte ich fast die Hälfte der Zeit Gänsehaut.
Der Film war Original mit Untertiteln – also englisch mit französischem Text. Vielleicht könnt Ihr Euch vorstellen, was das in meinem Kopf angerichtet hat. Dass man Untertitel mitlesen muss, selbst wenn man nicht will, ist ja nicht neu. Das trifft auch zu, wenn man den gesprochenen Text eigentlich besser versteht, als den geschriebenen. Mitunter war ich über die Unterstützung aber doch ganz dankbar – einer der Protagonisten kam aus Liverpool und war nicht ganz leicht zu verstehen.
„Across the Universe“ erzählt eine Geschichte von jungen Menschen verschiedener Länder, die in der Zeit der Studentenbewegung und der Proteste gegen den Vietnamkrieg in New York zusammenkommen. Der Film fängt in einer ziemlich kitschigen High School Atmosphäre an, konzentriert sich dann aber eher auf die Kriegs- und Hippiethematik.
Neben diversen männlichen Hauptdarstellern, dem tollen Artwork und natürlich dem Soundtrack haben mir vor allem die phantasievoll choreographierten Tanzszenen gefallen, die die jeweiligen Thematiken wirklich kreativ dargestellt haben.
Bleibt zu sagen, dass ich den Film wirklich empfehlen kann. Gute Musik, bisschen was zum Lachen, Lebensfreude, Geschichtsunterricht. Man bekommt ein bisschen Lust, seine Jugend etwas mehr zu verschwenden. Ein paar Szenen hätten gerne ein bisschen weniger kitschig, ein bisschen weniger musicalesk sein dürfen, die werden aber verziehen und wirklich aufgewogen, durch alles, was toll ist.
Freitag, 14. November 2008
Gomorrha
Es geht um die Mafia in irgendwo bei Neapel, es ist alles nahe an der Realität, vom Autoren soweit ich weiß höchstselbst miterlebt und beobachtet oder so. Auf jeden Fall möchte man lieber nicht so gern in seiner Haut stecken.
Wir sind zu dritt, Mitpraktikant Kai, seine Mitbewohnerin und ich. Das Kino ist das Kino in Kehl, auf der deutschen Seite des Rheins, man fährt mit dem Bus und man muss einmal umsteigen, dann ist man da. Ja, wir sind heute Abend Weichpities, wir gucken den Film auf deutsch. Wir erwarten Brutalität und Gewalt, die schlimm ist, weil nicht Fiktion, wir erwarten verstörende Bilder und die in den Medien versprochene rücksichtslose Aufklärung.
Naja. Ist schon okay, das gab es auch. Viel Blut, viele Erschießungsaktionen, Jungs mit Goldkettchen und Machos, die ihre Würde mit Pistolenkugeln verteidigen mussten, unschuldige Jungs, Kinder, die über ihre Abenteuerlust in die Maschinerie hineingezogen werden, Prostituierte, italienische Elendslums, Drogen und zur Abwechslung wieder den ein oder anderen Mord. Ein typischer Mafiafilm, eben. Ein bisschen dokumentarischer, als die, die man so kennt, aber eigentlich nichts neues.
Schade, finde ich. Schade, dass man aus dem Film rausgeht und gelernt hat, dass es in Italien, aber wohl auch überall sonst eine ganze Menge organisiertes Verbrechen gibt, dass es Menschen umbringt und dass es die Umwelt mit giftigem Müll verschmutzt. Was man eigentlich schon vorher wußte. Schade, dass man nicht wirklich Hilfe bekommen hat, zu verstehen, warum die Männer sich denn nun den Clans anschließen, wo doch ziemlich offensichtlich ist, dass man da keine sehr hohe Lebensdauer hat.
Interessant fand ich für mich Vergleich zwischen der Darstellung der Mafia in dem Batmanfilm "The Dark Knight" und nun hier in dem realitätsnahen "Gomorrha". Die Bosse, die Schläger, die Hierarchie, die Chinesen... es entsteht der Eindruck, dass die Klischés gar keine sind.
Und dann war der Film vorbei und weil kein Bus mehr fuhr, mussten wir zu Fuß nach Hause laufen. Und stellten fest, dass auf der Brücke vor meinem Haus Prostituierte stehen. Verdammte Realität, nächste Woche gucken wir "Wall-E"!
Freitag, 7. November 2008
Vampire Weekend
Laiterie heißt Molkerei und ist die Konzertlocation der Stadt. Vielleicht mit dem Rostocker Mau Club vergleichbar: Es gibt größere Säale, aber die coolen Bands spielen hier. Antje erzählt mir, dass die Laiterie zwei Säale hat, wir sind heute Abend im Größeren. Es gibt einen Vorraum mit Sitzecken, die Stimmung ist erfreut und angenehm, genauso wie das Publikum. Mir fällt auf, dass ich - auch für Straßburger Verhältnisse - viel Deutsch um mich rum höre.
Im Saal bauen Jungs in schwarz schon einfrig die Bühne auf. Der Zuschauerraum ist etwa zweigeteilt: vorne ist frei und Platz für die Menschen zum Stehen, hinten ist eine Art Tribüne mit Sitzplätzen aufgebaut, die Antje und mich kurz stutzen lässt. Sie ist aber gut besucht, viele Leute sitzen schon. Wir wollen lieber stehen und positionieren uns in der Mitte vor der Bühne. Der Saal füllt sich langsam.
Dann kommt die Band und es geht los und es ist schön. Ich muss an Steffen denken, der bei meinem letzten Konzert in Rostock gesagt hat, wie schön live gespielte Musik doch ist und finde, er hat Recht und freu mich und hab Spaß. Der Sänger ist sympathisch, der Pianist sieht hochkonzentriert aus, auch wenn er oft nur eine Hand braucht, den Bassisten kann ich kaum sehen und der Schlagzeuger bangt so exstatisch mit seinem eigenen Rhytmus mit, dass ich überlege, ob er wohl gerade in Trance ist. Die Stimmung im Saal ist gut, die Leute jubeln, tanzen und hüpfen. Letzteres aber nur auf und ab, gepogt oder geschubst wird nicht. Außerdem rufen Franzosen nicht nach "Zu-ga-be!" sondern gröhlen nur unartikuliert im Chor. Ich frage mich, warum sich so etwas nicht bis zu uns rumspricht und durchsetzt, ich hab das Gefühl, viele Menschen zu kennen, die an einem solchen Brauch gefallen finden könnten. (Jemand sollte über so ein Thema mal eine Abschlussarbeit schreiben. ;)
Nach nur einer Stunde ist das Konzert schon vorbei. Theoretisch ist das ärgerlich, für 16 Euro könnte man etwas länger unterhalten werden. Praktisch aber muss ich doll aufs Klo, freue mich, dass die Bahnen noch fahren* und ich nicht so spät ins Bett komme, schließlich ist morgen Arbeit.**
Uns ist aufgefallen, dass ein beträchtlicher Teil der Konzertbesucher schon das mittlere Alter erreicht haben - nicht nur auf den Sitzplätzen, sondern auch bei uns vorne. Ob das an der Band oder am Land liegt, haben wir an einem Abend nicht rausgefunden, wir werden das in einer empirischen Versuchsreihe in diversen, ausgewählten Konzerten in den kommenden Wochen verifizieren.
* Mit der "Fahrradstadt" Straßburg ist das nämlich so: Ich hab langsam den Verdacht, dass der Titel gar nicht von den achsotollen Radwegen kommt, sondern sich dadurch erklärt, dass man ohne Fahrrad nachts einfach nicht nach Hause kommt, nach halb eins fährt nix mehr.
** Das mit dem Früh ins Bett gehen lief dann doch nicht so gut. Das Internet ging nämlich auf einmal doch.
Kanalkegel
Jetzt gucke ich jeden Morgen, ob die Kegel noch im Kanalwasser liegen und orange herausleuchten und frage mich, ob die da jetzt bleiben, oder ob irgendwann wer kommt und sie rausfischt. Und manchmal kommen Schwäne, ganz misstrauisch und gucken, was das ist und ob man da gefahrlos drüber schwimmen kann.
Feini! Und jetzt...
ein bisschen online
Oder ich zeig Euch einfach schöne Bilder. Das hier ist in einem Straßburger Hinterhof entstanden und ich wurde beim Knipsen von Bauarbeitern ein bisschen misstrauisch beäugt, was ich da denn eigentlich will.
Donnerstag, 6. November 2008
... Ende gut, alles gut
Sonntag, 2. November 2008
Nachts im Museeum
Nach der Arbeit bleibe ich noch einen Moment, um meine Mails zu lesen und zu beantworten. Heute war das wohl keine so gute Idee, denn als ich dann schliesslich gehen wollte, war das auessere Tor schon zu. Merde. Der Zaun ist hoch. Zu hoch. Merde. Okay, gehe ich halt zurueck rein und suche einen von den Sicherheitsleuten, die machen mir auf.
Weite Gaenge, Stille. Keiner mehr da. Hallo? Wo sind die alle? Ich laufe ueberall rum - niemand. Hm. Bis 20 Uhr kann man bleiben, wurde mir gesagt, dann wird man rausgeworfen. Es ist gerade mal kurz vor Sieben... Oder ist das am Sonntag anders? In einem Buero sind Licht und Rechner noch angeschaltet, doch niemand ist mehr da. Noch eine Runde durch die Gaenge. "Halloooo?" Mist. Nix.
Naja, abwarten. Ich hab einfach wieder meinen Platz am PC bezogen und warte einfach, dass der Be... ja, Be-was eigentlich? des letzten Bueros zurueckkommt. Hoffentlich kommt er bald... Sonst muss ich mal rumlaufen und gucken, welches von den Ausstellungsstuecken das weichste und bequemste ist.
Wuenscht mir Glueck.
Freitag, 31. Oktober 2008
Die Stifte gespitzt!
Also, liebe Welt, die Briefblockade ist offiziell aufgehoben. Denkt bitte dran, auch raufzuschreiben, in welches Land die Post soll und dass man auf Briefe und Karten ins Ausland ein kleines bisschen mehr Porto kleben sollte - dann kommt ab jetzt bestimmt alles bei mir an.
Ich freu mich!
Montag, 27. Oktober 2008
Les Bains Municipeaux
Für Studenten kostet es nur 1,60 Euro und man kann bleiben, bis die Halle zumacht. Kaum hat man bezahlt und ist an der Kasse vorbei gegangen, steht man auch schon – in der Regel noch voll straßenbekleidet – in dem Raum mit dem großes Hauptbecken, nur von einer halbhohen Mauer von den anderen getrennt. Es ist laut.
Frankreich hat die bessere Familienpolitik und deshalb mehr Kinder – das hab ich schon in der Schule gelernt. Nach zwei Wochen Straßburg bin ich davon überzeugt, dass das stimmt. Sie bevölkern die Spielplätze, sie flitzen durch die Regale der Mediathek, sie toben noch Abends um zehn im McDonalds und jetzt sind sie in der Schwimmhalle. Alle. Es gibt ein großes Becken und auf den ersten Blick muss man suchen, ob denn nur Kinder da sind, die toben und planschen, oder ob auch ein paar Erwachsene ihre Bahnen ziehen und ob das überhaupt geht. Aber eigentlich interessiert mich das noch gar nicht, ich bin noch in Straßenkleidung und etwas ratlos. Wohin nun?
Die Antwort: an den Seiten des Beckens und ein Stockwerk höher in einer Galerie, sind altmodische, hölzerne Umkleidekabinen. Nach Männern und Frauen wird nicht getrennt. Deshalb wird nachher auch in Badesachen geduscht. Man zieht sich in einer Holzbox um und schließt dann gleich seine Sachen darin ein. Es gibt allerdings auch Schließfächer und etwas, was „Schnellumkleide“ heißt. Die Schließfächer haben vierstellige Zahlenschlösser, man muss sich einen Code überlegen und den merken. Ich wette, alle nehmen entweder ihre HandyPIN oder 1234.
Wenn man die recht schmucklose Rostocker Neptun Schwimmhalle gewohnt ist, ist es schön in den Bains Municipeaux. Es gibt Statuen und eine große Kuppel in der Eingangshalle, die Schwimmbeckenhalle hat eine verzierte Decke mit vielen Gewölben und, die Fenster sind bemalt, es gibt Wappen, Putten und einen großen Kopf, aus dem wohl manchmal Wasser ins Becken sprudelt. Alles ist etwas älter und nostalgisch, die Kabinen bestehen aus Holz, von dem die Farbe abblättert, der Wasserhahn auf der Toilette kommt mir beim Aufdrehen ein bisschen entgegen. Nicht jedermanns Sache, sicherlich, ich aber freue mich über das Gewölbe und die Statuen. Und über die spielenden Kinder im Becken. Die sind zwar laut, man muss um sie rumschwimmen und sie machen Arschbombe und spritzen mich dabei nass – aber man kann ihnen beim Spielen zusehen und es ist nicht so langweilig.
Ich komm bestimmt öfter und beim nächsten Mal find ich raus, was sich hinter den römischen Bädern verbirgt. Die gibt es hier nämlich auch, heute waren sie aber für die Herren reserviert.
WG-Geschichte
Wir vier sind alle recht neu hier in der Wohnung, die vorhergegangenen Mitbewohner hat keiner von uns kennengelernt. Aber sie sind recht präsent – an meiner Tür hingen bei meinem Einzug ein Foto, eine Notiz (die den Bewohner darüber informierte, dass seine Freunde heute Abend ausgingen und dass am Kühlschrank eine weitere Notiz mit einer wichtigen Telefonnummer hängen würde) und – der ist noch da – ein kleiner Sticker, der sagt „Je t’aime“. Aber auch sonst finden sich immer wieder Relikte. Den Teddy aus dem Flurschrank kennt Ihr ja schon. Heute ist – unter einem Stapel von Werbung – eine CD auf dem Küchentisch aufgetaucht, die keinem gehört. Ein gebranntes Album von „Fettes Brot“. Naja, jetzt ist es meins, die anderen können damit ja nichts anfangen.
Die Größe ist nämlich doch wichtig
… bei Automaten nämlich. Dass Zígarettenautomaten hoch hängen, damit Kinder nicht dran kommen können, weiß jeder. Wenn man hingegen Kaugummi oder Spielzeug ziehen will, muss man sich bücken. Und in Straßburg, das ist mir gestern aufgefallen, auch für Kondome. Kondomautomaten hängen hier auf der Straße; Ich hab einen vor meiner Haustür (da ist nämlich eine Drive In Apotheke. Ja, ganz recht. Ich hab noch nie jemanden den Drive In benutzen sehen, aber aus unserer Küche kann man die aufgedonnerten jungen Damen beobachten, die am Samstag Abend Gummis ziehen wollen.) und beim nahegelegenen McDonald’s (aka. Mein Internetzugang) ist auch einer. Und zwar, wie mir gerade beim Vorbeilaufen aufgefallen ist, extrem niedrig. In Höhe meiner Schultern endet er schon, die kleine Ausgabelucke hängt etwas unter meinen Knien.
Französische Reaktionen darauf, dass die Jugend immer früher schon aktiv wird?
Dialog im Dunkeln
Es geht darum, die Welt der Blinden zu erfahren. Dazu wird man auf einen Parcours in die völlige Dunkelheit geschickt – man bekommt einen Stock in die Hand gedrückt und es gibt einen Guide – einen der Blinden oder Sehbehinderten, die zu diesem Zweck für die Monate der Ausstellung im Vaisseau arbeiten. Den braucht man auch, in der Dunkelheit. Als sich meiner samt der restlichen Gruppe einmal ein kleines Stück von mir entfernt hat, wurde mir wirklich mulmig in der völligen Licht- und Orientierungslosigkeit. Es wird also gestolpert, gefühlt, getastet, gerochen und immer wieder mit aufgerissenen Augen ins Dunkle gestarrt. Ich hätte gerne mal gesehen, wie die so aussehen, Augen im Dunkeln. Hat man dann riesengroße Pupillen? Oder resigniert der Körper?*
Auch sonst wäre ne Infrarotkamera sicherlich ne gute Idee, ich bin sicher, wir Torkler sahen ziemlich witzig aus, so ungeschickt und hilflos. Fast noch mehr als der Parcours selbst, ist es aber die Anwesenheit der blinden Guides auf Arbeit, die mich über den Alltag eines Blinden nachdenken lässt. Sie haben besondere Programme, die ihnen das Internet und alles, was sie selbst tippen vorlesen (manchmal zum Leidwesen ihrer Büronachbarn. ), sie bringen ihre wunderschönen Blindenhunde mit in den Pausenraum, wo diese dann hemmungslos jeden nach Nahrung anbetteln, sie kommen erstaunlich gut klar und irgendwie sind sie immer gut gelaunt.
Bei uns heißt die Ausstellung übrigens „Dialog im Dunkeln/ Dialogue Dans Le Noir“ (wir sind voll zweisprachig) und ist bis zum März zu sehen. (Ich meine mich zu erinnern, dass mich eh tausend Leute besuchen wollten?) Aber es gibt sie auch in vielen anderen Städten in Deutschland. Sollte Euch eine solche Möglichkeit mal über den Weg laufen – ich glaube, im Plan B in Rostock gibt es manchmal Dinner im Dunkeln – ich kann es nur empfehlen: Es ist wirklich eine Erfahrung.
~*~
* Da fällt mir eine andere Frage ein, die ich mir mein Leben lang gestellt habe und die das Vaisseau – meine Praktikumseinrichtung, da erzähl ich bald noch mal ausführlich von – endlich geklärt hat. Wie Spiegel aussehen, wenn sie nichts zum Spiegeln haben, nämlich. Darüber habe ich mir schon stundenlang den Kopf zerbrochen. (Nicht am Stück, zugegeben.) Tja, jetzt weiß ich es… Wissenschaft zum Anfassen, kann ich nur empfehlen.
Samstag, 25. Oktober 2008
Blöde Post
Bitte schickt mir erstmal nichts mehr (ich weiß, das wird schwer ;), bis ich hier wieder Entwarnung gebe - es wäre wirklich schade um alles, was vielleicht verloren geht.
(Woher ich weiß, dass die Briefzustellung wieder funktioniert, wenn mir niemand mehr schreibt, weiß ich allerdings auch noch nicht... Kommt Zeit, kommt Rat. ;)
Mittwoch, 22. Oktober 2008
schnell fertig
Dann machte ich irgendwas anderes und vergas die Sache. Bis selbige Mitpraktikantin spaeter an den Rechner kam und in der Gooogle Suchleiste stehen sah: "Vaisseau, Selbstmord" Sie wirft einen Blick darauf, dann einen auf mich und meint trocken: "Na, das ging ja schnell bei Dir."
Samstag, 18. Oktober 2008
Nachtleben in Straßburg
Wenn ich einfach alles aufschreibe, was mir so einfällt, wird es lang. Das war schon in der Schule so. Es folgt ein Bericht über meinen ersten Ausflug ins Straßburger Nachtleben, ohne Fotos, dafür schön viel Text.
Mein Mitbewohner Martin ist Tscheche und Erasmusstudent. Er ist nur wenige Wochen vor mir angekommen, aber scheinbar bereits fest in das Uni- und Nachtleben der Stadt integriert. Er hat mir von seinen ersten Partynächten erzählt, die wohl nicht ohne waren. „Nach einer Party mit einer Handvoll Mexikanern konnte ich mich an nichts erinnern, so heftig war das. Und ich bin Tscheche, ich kann eigentlich einiges ab.“
Am Donnerstag hat Martin mich mitgenommen zu einer Soirée, einer offen organisierten Erasmusparty. Donnerstag ist der eigentliche Partyabend in der Stadt, da die meisten französischen Studenten (davon gibt es hier 53 000, bei 272 800 Einwohnern. Ich glaube, Rostock hat um die 13 000 Studenten, oder?) über das Wochenende nach Hause zu ihren Eltern fahren, am Freitag also schon gar nicht mehr da sind. Dann gehört die Stadt den wenigen Einheimischen und den Ausländern.
Also Donnerstag. Wir haben uns mit Sara getroffen, von der wir beide nicht wissen, woher wir sie eigentlich kennen. Ich kam am Mittwochabend nach Hause, da saß sie in der Küche am Tisch und hat mit meinen beiden Jungs geredet. Ich dachte, Martin hätte sie mitgebracht, aber später erzählte er mir, sie sei einfach auf einmal da gewesen, stand in seiner Zimmertür und wollte ihn kennenlernen. Das war am Mittwoch, am Donnerstag waren wir dann zu dritt aus. Sie kommt aus Marokko, studiert aber schon seit 5 Jahren in Straßburg.
Ich hatte keine Ahnung, was eigentlich passiert und bin einfach Martin hinterher gelaufen. Der hat mich erstmal mit zur Mensa genommen. Um acht Uhr Abends. Die Mensen in Straßburg, oder zumindest diese eine haben auch abends geöffnet. Unter anderem vielleicht, weil sie mittags dem Ansturm der vielen Studenten einfach nicht gewachsen sind und es so eher möglich ist, die Leute wenigstens einmal am Tag mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Außerdem ist es auch eher üblich, abends warm zu essen, als mittags – da behilft man sich mit einem Sandwich, die es überall in kleinen Lädchen zu kaufen gibt.
Die Mensa war in einem schönen, alten Stadthaus, im Zentrum, sie sah von außen eigentlich eher aus, wie ein Edel-Fastfood Restaurant in einer europäischen oder amerikanischen Großstadt, der Boden ist aus dunklem Holz, die Decke aus steinernen Bögen. Für mich ist Mensaessen etwas schwierig, man braucht eine besondere Uni-Karte oder muss sich von jemandem, der eine solche besitzt, einladen lassen. Außer der Theke für das Essen gab es eine Bar, an man Softdrinks, Kaffee, aber auch Cocktails und Alkoholisches bekommen konnte. Und Bier, das in großen Plastekrügen ausgeschenkt und an die Tische geschleppt wurde. (Später habe ich erfahren, dass das nicht immer so ist. Donnerstag ist Biertag in der Mensa.) Stilles Wasser kommt kostenlos aus Automaten.
Es war so voll, dass wir nicht sofort einen Platz fanden, und in den Keller runtersteigen mussten, wo sich weitere Essenssäale befanden. Umso weiter wir uns von der oberen Halle entfernten (voll voll voll. Im Keller mussten wir einen ganzen Saal durchqueren und uns sind immer Leute mit vollen Tabletts und verzweifelten Gesichtern entgegen gekommen. Ich hab uns schon auf dem Boden essen sehen.), umso lauter wurde es. Wir fanden schließlich Platz in einem Raum, indem ein Haufen Studenten damit beschäftigt war, mit den leeren Bierkrügen rhythmisch auf die Tische zu ballern und begeistert melodische Sprechgesänge zu rezitieren. Ich habe nichts verstanden, aber meine Begleiter erzählten mir, dass es sich um Studentenlieder handelt: jede Stadt und jede Fakultät hat ihre eigenen und sie wechseln jedes Jahr, man ist bemüht um Neuerungen. Außerdem wurde mir versichert, dass sie ausreichend obszön seien.
Mittlerweile waren wir zu viert. In Frankreich küsst man sich zur Begrüßung links und rechts auf die Wange. Das ist ungewohnt und ich bin schon ein paar Mal dabei in der Bewegung erstarrt, weil ich instinktiv dachte, der andere wollte mir etwas erzählen und hätte sich deshalb so nahe zu mir gebeugt. Aber auch, wenn ich weiß, was ich zu tun habe, bin ich so damit beschäftigt, beim Küsschen geben normal auszusehen, dass ich nichts um mich rum mitkriege. Nun nutzen immer alle die Zeit, in der man sich mit den Küsschen begrüßt, um die Leute einander vorzustellen: Das ist Susi, das ist …“ Das Resultat: ich kriege nie mit, wie irgendjemand heißt.
Wir waren also zu viert, Nummer vier hatte eine Mütze auf, war männlich und sah sonst auch wie ein Marokkaner aus. Deshalb war ich ein bisschen überrascht, als er später meinte: „Rostock, klar.“ Und dann die Arme ausstreckte und „Hansaaa!“ rief. Er kommt aus Berlin.
Ich war froh, als wir mit dem Essen fertig waren und aus dem Klopfen (eher Donnern) und Singen (eher Grölen) entfliehen konnten. Im restlichen Verlauf des Abends pendelten wir zwischen den Kneipen und Clubs. Wir mussten nirgendwo Eintritt zahlen, warum, habe ich nicht ganz begriffen. Es ist wohl nicht immer so.
Zuerst gingen wir ins Mosquito, die Kneipe für Erasmusstudenten in der Stadt. Die Wände sind voll mit Fotos von glücklichen Menschen an langen Tischen, und Fahnen aus aller Herren Länder. Die wiederum sind voll von Unterschriften, Grüßen und den Beteuerungen, eine großartige Zeit gehabt zu haben und „Euch alle für immer zu lieben“.
Dann gingen wir zu der eigentlichen Party des Abends, der Soirée, die für die Erasmusstudenten organisiert worden war. Auf einem Schiff, das in einem der Kanäle der Innenstadt liegt. Ich hatte eigentlich erwartet, mit Rostock und der Ostsee auch diese ganze maritime Meer-und-Hafen Gewese zu verlassen, aber da habe ich mich geirrt. Seefahrt und Wasser scheinen mir hier manchmal größere Bedeutung zu haben, als zu Hause. Viele Straßen haben den pêcheur, den Fischer im Namen, Strasbourg hat den zweitgrößten Hafen Frankreichs, die Kräne und Frachter sind allgegenwärtig. Es gibt viel Fisch zu kaufen, es gibt eine Menge Muscheldeko und es gibt den Rhein. Und die Erasmusstudenten feiern auf einem Schiff. Ausgelassen, ziemlich betrunken, ziemlich jung. Ein bisschen haben sie gewirkt, wie Klassenfahrt ohne Lehrer, wie am ersten Abend in Freiheit. Lange haben wir es nicht ausgehalten.
Zurück im Mosquito trafen wir Dustin, einen Freund von Sara. Dustin kommt aus den Staaten und trägt ein T-Shirt, auf dem steht „George W Bush has Aides“, dazu einen grauen Schal und einen Mantel. Er ist blond und blauäugig, er sieht gut aus und hat einen trockenen Humor. Ich mochte ihn sofort, unter anderem, weil er englisch sprach und mir so viel einfach gefallen ist, zuzuhören und mitzureden. Und nicht nur ungefähr zu sagen, was ich sagen will, sondern ziemlich genau. Und dann mochte ich ihn noch mehr, als er uns von einem Club erzählte, in den er einfach nicht reinkommt. „Ich hab alles versucht, man. Im T-Shirt und Jeans, im Sakko, alleine, in einer Gruppe, mit einem Mädchen, einmal hatte ich sogar zwei Mädchen dabei! Ich meine, ich hab zwei Mädchen am Arm und die lassen mich nicht rein! Was ist los mit den Typen?“
Wir waren dann noch kurz in einem weiteren Club, Jimmy’s Bar, bevor es nach Hause ging. Die Innenstadt von Straßburg ist ziemlich klein. Ich habe das Gefühl, es gibt ein bisschen mehr von allem (Bars, Kneipen, Cafés, Boutiquen) als in Rostock, aber alles liegt in den kleinen, mittelalterlichen Gassen nahe beieinander und man kommt zu Fuß überall hin. Sogar zu unserer außen gelegenen Wohnung, innerhalb einer halben Stunde. Vielleicht ist das schönste an den Straßburger Nächten dieses Umherziehen zwischen den Clubs, die Momente auf der Straße, in denen man andere Gruppen trifft und scherzt und lacht und nicht weiß, was die Nacht als nächstes bringt. Vielleicht ist das ja auch überall so.
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Bloginternes
Übrigens müsste man jetzt wieder kommentieren können, ohne angemeldet zu sein. Ich hab das mal so eingerichtet, damit böse Spambots hier keine Werbung für Zigaretten mehr schalten können, aber es hält wohl die Menschen vom Kommentieren ab und das ist ja auch doof. Also, ab jetzt geht das wieder leichter und ich freu mich über alles, was Ihr mir hierlasst.
Ampeln
Ich hab mich ja schon in heimatlichen Gefilden nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wenn es darum ging, souverän eine Straße zu überqueren. Hier aber, in einem Land, wo man sich sofort als Ausländer outet, wenn man eine Sekunde länger als unbedingt nötig bei Rot stehen bleibt, mache ich mich völlig lächerlich. Entweder bleibe ich einfach stehen, merke zu spät, dass alle anderen an mir vorbei über die Straße ziehen, oder ich versuche mich in selbigem, werde durch ein heranrasendes Auto erschreckt, springe einen Schritt zurück und warte, bis selbiges Auto stehen bleibt und der Fahrer mich entnervt über die Straße winkt.
Zurück in Deutschland werde ich dann bestimmt innerhalb einer Woche überfahren.
Quotable
Susi: (kläglich) Meine Füße kleben am Boden fest.
Steffen: (gelassen) Bei mir geht, ich steh auf Scherben.
Es geht bergauf!
Mein Mitbewohner nimmt mich morgen mit auf eine Erasmus-Party und ich habe von einer seiner Bekannten eine Einladung zum wöchentlichen Desperate Housewifes (Dienstag) Grey’s Anatomy (Mittwoch) Gucken erhalten.